Di., 10.7., Das RTL-Sommerinterview mit Angela Merkel und Peter Kloeppel im Wortlaut - Teil I/Merkel zum Bahnstreik, zur EU-Politik Sarkozys, der EADS-Führung sowie zu den Vorwürfen gegen Wolfgang Sch
Geschrieben am 11-07-2007 |
Köln (ots) - Im RTL-Sommerinterview stellte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern in Berlin den Fragen von RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel. Das ganze Interview wird am 12.07. (in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag) im Anschluss an das verkürzte "RTL Nachtjournal" um 0.15 Uhr zu sehen sein.
Kloeppel: Frau Bundeskanzlerin der Sommer hat zumindest kalendarisch begonnen. Man merkt es in Berlin ein bisschen an den Sommerfesten, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Sie waren ja auch bei einigen vergangene Woche, und da haben wir Sie teilweise in interessanter Nachbarschaft gesehen u.a. mit dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Worum ging es da? Merkel: Es ging erstmal um die jeweilige Lebenssituation, dann natürlich ein bisschen Austausch. Der frühere Bundeskanzler war natürlich auch auf vielen europäischen Räten und da spricht man schon mal so wie es da lang geht. Wir haben uns dann auch noch ein bisschen ausgetauscht über seine wirtschaftlichen Tätigkeiten. Also ein ganz normales Gespräch über das was jeder tut. Glücklicherweise haben wir eine Demokratie, in der man auch locker mit dem reden kann, mit dem man schon mal Wahlkampf geführt hat. Kloeppel: Sie haben ja nun auch sein Porträt hier im Bundeskanzleramt aufgehängt. Was bleibt von Gerhard Schröder außerhalb dieses Porträts? Merkel: Das Porträt ist ja Zeichen seiner Amtszeit und ich glaube, dass Gerhard Schröder auf seine Weise schon auch das Land geprägt hat. Ich habe viel kritisches anzumerken, aber ich würde sagen mit dem Mut zur Agende 2010, zu Reformen, hat er auch einen Weg begonnen, den diese große Koalition jetzt entschlossen fortsetzt und dessen Früchte wir jetzt Stück für Stück ernten können, wenn wir entschlossen weitermachen. Das gehört allerdings dazu. Wir dürfen uns nicht ausruhen, denn die Welt wartet nicht auf uns. Kloeppel: Früchte auch, weil wir jetzt einen Aufschwung haben, den es vor zwei oder drei Jahren in der Form nicht gegeben hat? Merkel: Na sicherlich. Ich möchte, dass das, was wir jetzt Aufschwung nennen, also was Wirtschaftswachstum ist, was ja auch mehr Arbeitsplätze schafft für Menschen, ein sehr erfreulicher Tatbestand, sich für möglichst viele Menschen auswirkt. Von den Rentnerinnen und Rentnern bis hin natürlich auch zu den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Dass also nicht nur ein kleiner Teil der Bevölkerung davon profitiert, sondern möglichst viele Menschen. Kloeppel: Haben Sie denn auch Verständnis beispielsweise für Forderungen der Bahnangestellten, die ja nun durch einen Streik teilweise Erfolg hatten, Lokführer hingegen streiken weiter? Merkel: Also es gibt ja die Tarifautonomie und die sagt immer, dass Politik sich ein Stück aus dieser Lohnfindung auch heraushalten soll. Wir haben im Zusammenhang mit den Debatten um den Mindestlohn immer gesagt, die Tarifautonomie ist etwas sehr wichtiges, etwas sehr gutes. Ich bin froh, dass mit den Bahnangestellten jetzt ein Abschluss gefunden wurde und ich glaube, die, die noch streiken, sollten auch gut hinhören, was die Bahnführung sagt. Kloeppel: Das klingt nach einem kleinen Appell, jetzt mal so langsam zusammen zu kommen. Merkel: Ich glaube, jetzt angesichts der Ferienzeit wär's doch schön, die Menschen könnten die Bahn auch benutzen und andererseits verstehe ich, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an den Entwicklungen an den wirtschaftlichen Entwicklungen auch beteiligt werden möchten. Kloeppel: Sie haben sich in den vergangen Monaten ja auch viel um EU-Politik, um Außenpolitik im Allgemeinen gekümmert. Zu Ihren neuen Gesprächspartnern gehört auch Nicolas Sarkozy, der beispielsweise fordert, dass man den Euro abwerten sollte. Ist das mit Ihnen zu machen? Merkel: Davon halte ich überhaupt nichts. Das ist mit mir nicht zu machen, auch mit der ganzen Bundesregierung nicht. Deutschland ist gut gefahren mit der Unabhängigkeit der jeweiligen Banken, also der Bundesbank oder jetzt der Europäischen Zentralbank von der Politik. Natürlich neigen wir dazu, dass wir sagen, wir hättens gerne so und so. Aber trotzdem ist es ganz wichtig, dass wir die Bevölkerung vor Inflation, also vor Preissteigerung schützen. Deshalb ist die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank für mich das A und O, und deshalb ist mit Deutschland an der Stelle nichts zu machen. Kloeppel: Ein bisschen bewegt hat man sich ja auch beim Streit um die EADS-Führung beispielsweise. Es gibt jetzt wohl einen deutschen Chef. Ist das auch auf Ihre Intervention zurückzuführen? Merkel: Wir sind mit den Gesprächen nicht am Ende. Das wird von EADS ja auch immer gesagt. Wir haben das gemeinsame Interesse zwischen Deutschland und Frankreich eine effiziente Führungsstruktur hinzubekommen, damit der Betrieb auch wirklich gut geführt werden kann. Wir wollen reziprok, also gleichberechtigt, teilhaben auch von den beiden Seiten. Aber vor allen Dingen muss die Zukunft des Unternehmens durch eine wirklich gute wettbewerbsfähige Struktur gesichert sein. Darüber sprechen wir, aber Ergebnisse gibt es noch nicht. Kloeppel: Ein Thema mit dem man sich jetzt seit einigen Wochen doch wieder sehr intensiv beschäftigt ist der Terrorismus. Wie schätzen Sie selber die Bedrohungslage in Deutschland ein? Merkel: Ich glaube, dass wir Bedrohungen haben. Und zwar Bedrohungen, wie wir sie vor zehn Jahren noch nicht gekannt haben. Deshalb ist es auch die Pflicht jeder Politik, über die neuen Bedrohungen nachzudenken. Das heißt mit einem Wort: ich will einen Innenminister, der sich mit diesen neuen Bedrohungen auseinandersetzt. Denkverbote helfen nicht weiter, und natürlich muss immer wieder eine Balance zwischen Freiheit und Sicherheit gefunden werden. Aber die Menschen erwarten mit Sicherheit vom Staat auch, dass er sie schützt. Kloeppel: Sie haben also Verständnis dafür, dass Wolfgang Schäuble beispielsweise fordert, dass man so etwas wie eine Art präventive Tötung von Terrorverdächtigen ermöglicht, durch eine Änderung des Grundgesetzes? Merkel: Ich habe erstmal Verständnis, dass Wolfgang Schäuble über die Optionen und die Bedrohungen der möglichen Terroristen nachdenkt. Ich glaube, dass es dann die Pflicht ist jeder Regierung als Regierung gesamt auch die notwendigen Maßnahmen zu beschließen. Das heißt, aktuelles Regierungshandeln zu definieren. Und dass es keine Denkverbote gibt, das ist das Eine, das Zweite ist, dass wir ganz sachlich und nüchtern diskutieren sollten und das Dritte ist, dass ich bestimmte Überlegungen im aktuellen Regierungshandeln im Augenblick nicht auf der Tagesordnung sehe. Ich glaube vielmehr, wir müssen jetzt erstmal vorankommen bei dem Gesetz zur Terrorismusbekämpfung für das Bundeskriminalamt. Da brauchen wir die Onlinedurchsuchung von Computern. Da will ich nur ein Wort sagen, weil viele Menschen Angst haben, so etwas darf natürlich nur auf richterliche Anordnung hin gemacht werden, also nicht etwa jeder Computer wird durchsucht, aber für Leute, die im Internet kommunizieren und terroristische Aktivitäten planen, muss eine solche Onlinedurchsuchung auf richterliche Anordnung möglich sein. Und zweitens haben wir noch ein großes Problem zu bewältigen, im Bereich des sogenannten Luftsicherheitsgesetzes. Das heißt, wir haben also aktuelle Probleme zu lösen, da setze ich mich ein dafür, dass das auch bald geschieht. Kloeppel: Es gibt Rücktrittsforderungen an Wolfgang Schäuble, weil er ja auch den Kurs, den Sie jetzt eben gerade abgesteckt haben, schon vorgezeichnet hat. Merkel: Ich glaube, dass jeder seine Worte wirklich wägen sollte, und ich sage noch mal: ich möchte Minister, das gilt für den Innenminister, das gilt für den Umweltminister, den Wirtschaftsminister, die einfach ohne Tabus und Denkverbote nachdenken, uns auf die Bedrohungen aufmerksam machen und als Regierung beschließen wir dann gemeinsam, was sind die nächsten Schritte, die wir zu tun haben.
Originaltext: RTL Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7847 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7847.rss2
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