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WAZ: Integrationsgipfel bei Merkel: Klartext im Kanzleramt - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 12-07-2007

Essen (ots) - Harald Schmidt hat unlängst veranschaulicht, was ein
Migrationshintergrund seiner Auffassung nach ist, indem er eine
fahrbare Stellwand in seine Sendung rollte, die mit Fladenbrot und
Knoblauchzehen, mit Bärten und bunten Tüchern behängt war. Schmidt
saß davor, weshalb er einen Migrationshintergrund hatte. Aus dem Bild
konnte man einige Botschaften lesen, vor allem aber, welche
begrifflichen Kunststücke die Deutschen in den Jahrzehnten versäumter
Integration absolviert haben, um Toleranz und Distanz auszudrücken.
Aus Multikulti wurden schließlich Menschen mit Migrationshintergrund
- politisch korrekt, abstrakt, akademisch.

Insofern muss man es als gutes Zeichen bewerten, dass es um den
Integrationsgipfel zum offenen Streit gekommen ist, weil im Streit
meist eine deutlichere Sprache durchbricht. Die Absage türkischer
Verbände, die eine Korrektur des Zuwanderungsgesetzes erpressen
wollten, hat der Bundesregierung gezeigt, dass nicht alle hier
lebenden Ausländer ungeduldig auf Integration gewartet haben. Die
Vertreter dieser Verbände hätten im Kanzleramt darüber diskutieren
können, warum minderjährige Ehepartner ohne einfache
Deutschkenntnisse aus der Türkei (und anderen visumspflichtigen
Ländern) nicht nachziehen dürfen, während Australier keine
Sprachkenntnisse vorweisen müssen. Aber sie scheuten das Argument,
dass es in Deutschland keine australischen Parallelgesellschaften
gibt, in denen viele Männer ihre zum Teil zwangsverheirateten Frauen
von der Gesellschaft, von deren Sprache und Leben fernhalten.

Die eindeutige Reaktion von Angela Merkel auf den
Erpressungsversuch - "Der Bundesregierung stellt man keine Ultimaten"
- hat den türkischen Verbänden gezeigt, dass sie in einer Demokratie
leben, in der die Mehrheit ihre Entscheidungen nicht von einer
Minderheit revidieren lässt. Diese Mehrheit, auch das ist deutlich
geworden, wird der noch nicht integrierten Minderheit künftig mehr
abverlangen. Mehr Sprachkenntnisse, Bildung und Arbeitsbereitschaft.
Wer das als diskriminierend empfindet, der sollte berücksichtigen,
dass dieses Prinzip des Förderns und Forderns auch für deutsche
Familien gilt, die fern von Bildung, Arbeit und Gesellschaft leben.

Integration bedeutet die "Wiederherstellung eines Ganzen", einer
Gesellschaft also, die den Namen verdient, weil man einander nicht
aus dem Weg geht. Nach allem im Streit Gesagten kann vielleicht eine
ehrliche Annäherung folgen. Integration erfordert eben nicht nur
Deutschkenntnisse, sondern auch eine klare Sprache.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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