Rheinische Post: Frau Mustermann
Geschrieben am 10-08-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Reinhold Michels
Bei der Frage, ob der wegen neunfachen Mordes vorbestraften früheren RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt auf Antrag ein neuer Name zugestanden werden soll, darf eines nie vergessen werden, auch wenn das keine juristische Dimension hat: Neun Namen stehen seit 30 Jahren auf Grabsteinen. Es sind die Namen derjenigen, die Mohnhaupt und ihre Spießgesellen ausgelöscht haben. Sie hatten keine Chance des Neubeginns, wie sie Mohnhaupt von dem Staat eingeräumt wird, den sie einst in ihrem politischen Irresein bis aufs Blut bekämpft hat. Da aufgrund einer der wenigen verfehlten Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zu "lebenslang" Verurteilte das Recht haben, frei zu kommen, bevor etwa die Zeitspanne von einer Generation verstrichen ist, bekam auch Mohnhaupt die Chance auf Bewährung in Freiheit. Wenn es ihr dabei hülfe, sich unbehelligt einzugliedern in die Gemeinschaft der Nicht-Kriminellen, sollte sie ihren "Kriegsnamen" ablegen dürfen. Bekundete sie gleichsam öffentlich, dass sich die "Brigitte Mohnhaupt" fürchterlich geirrt habe und es sie nicht mehr gebe, mag sie fortan Erika Mustermann heißen. Den Namen Mohnhaupt kann man vergessen, die Namen ihrer neun Opfer darf man nicht vergessen.
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