Wiesbadener Kurier: Kommentar zu Transrapid
Geschrieben am 25-09-2007 |
Wiesbaden (ots) - Das ist ein teures Abschiedsgeschenk für Edmund Stoiber. Doch ob der Scheck für den Transrapid zwischen Münchens Innenstadt und dem Flughafen auch gedeckt ist, muss sich angesichts der bewusst schöngerechneten 1,85 Milliarden Baukosten erst noch erweisen. Zum finanziellen Übermut gesellt sich der verkehrspolitische Wahnsinn: Die superschnelle Magnetbahn wird am falschen Ort eingesetzt. Die kurze Strecke, der Verlauf durch zum Gutteil dicht besiedeltes Stadtgebiet, die mangelnde Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern, das alles sind Argumente gegen das Projekt. Wer von Nürnberg, Augsburg, Salzburg oder Passau zum Flieger ins Erdinger Moos will, muss weiterhin erst in die Münchner City. Was dem Flughafen auch künftig fehlen wird, ist der direkte Anschluss ans ICE-Netz wie er in Frankfurt und Düsseldorf am besten gelöst ist. Die Industrie und Politiker wie Stoiber hoffen nach der Entscheidung auf neue Impulse für die gewiss zukunftsträchtige Magnetbahn-Technologie. Aber eine Referenzstrecke, die sich nicht rechnet und zu wenig Passagiere anzieht, sorgt eben für schlechte Referenzen und steht einem Transrapid-Durchbruch eher im Wege. Die Chinesen fahren auf ihrer ähnlich kurzen Schanghai-Trasse jährlich Millionenverluste ein und sehen im Ausbau zur Fernstrecke die einzige Möglichkeit, das Projekt rentabel zu machen. So kann das grüne Signal in München durchaus zum roten Signal für die Technologie führen. Der Transrapid vermag seinen Hauptvorzug, die Schnelligkeit, nur auf einer längeren Strecke ohne alternative Verkehrsinfrastruktur zu entfalten. So ein Projekt nicht gesucht zu haben, beispielsweise auf stark nachgefragten aber verkehrstechnisch noch unterentwickelten Routen zwischen Mittel- und Osteuropa, das ist das größte Versäumnis der Magnetbahn-Lobbyisten.
Originaltext: Wiesbadener Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/64428 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_64428.rss2
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