stern.de: Nato-General fordert stärkeres Engagement in Afghanistan
Geschrieben am 11-10-2007 |
Hamburg (ots) - Der niederländische Nato-General Ton van Loon hat ein stärkeres Engagement der Nato-Staaten in Afghanistan gefordert: "Es geht auch um Soldaten, aber nicht nur um Soldaten", sagte van Loon zu stern.de, dem Online-Magazin der Hamburger Zeitschrift stern. "Wir brauchen viel mehr Experten für die Ausbildung von Armee und Polizei." So habe die Europäische Union bislang nur 150 Ausbilder zur Verfügung gestellt. "Das reicht bei weitem nicht. Wir müssen uns insgesamt viel stärker engagieren."
General van Loon war bis zum Frühjahr dieses Jahres Kommandeur der Nato-Mission ISAF in den unruhigen Südprovinzen Afghanistans, die als Zentrum der Taliban gelten. Er verstehe zwar, dass Menschen in vielen Nato-Staaten den Abzug der Truppen aus Afghanistan forderten, meinte der General. Doch es gehe um ein langfristiges Engagement, möglicherweise für Jahrzehnte: "Es wird sicher noch einige Jahre dauern, den Süden militärisch zu stabilisieren. Und dann braucht es eine Generation, das Land neu aufzubauen." Ein stabiles Afghanistan könne Vorbild für die Menschen in der Region werden. "Nur so kann man Terrorismus bekämpfen. Wir müssen sehr viel mehr Geduld aufbringen", so Van Loon zu stern.de.
Im Süden habe die ISAF taktische Erfolge gegen die Taliban errungen. Dort versuchten die Taliban, die Bevölkerung mit allen Mitteln gegen die Nato-Truppen aufzuhetzen", sagte van Loon zu stern.de. "Die Menschen wissen doch gar nicht, ob die internationale Gemeinschaft bleibt. Wir müssen diese Periode der Gewalt jetzt überstehen." Allerdings könnten Nato-Soldaten nur für begrenzte Zeit Sicherheit gewährleisten. Die Afghanen müssten selbst die Kontrolle übernehmen, vor allem mit Polizeiposten.
Zugleich müsse man die Probleme offen ansprechen, vor allem in Bezug auf die Korruption der Zentralregierung: "Die Korruption in Kabul ist ein viel größeres Problem für Afghanistans Zukunft als die Taliban", sagte der General zu stern.de.
Van Loon wies Kritik am einseitigen militärischen Vorgehen der USA zurück. Zwar spreche die US-Regierung vom Krieg gegen den Terror und "wir sprechen vom Wiederaufbau. Das schafft manchmal Probleme. Aber es gibt keine Flächenbombardements."
Originaltext: Gruner+Jahr, stern Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2
Pressekontakt: Das vollständige Interview finden Sie unter www.stern.de/vanloon Ansprechpartner in der Redaktion: Florian Güßgen, 040/3703-4270
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