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Billige Importe verletzen Menschenrecht auf Nahrung / "Brot für die Welt" stellt Studie zu Reismärkten vor und startet Aktion "Weltweite Tischgemeinschaft"

Geschrieben am 15-10-2007

Stuttgart, Berlin (ots) - Die Liberalisierung von Handel und
Agrarpolitik verletzt in vielen Fällen das völkerrechtlich verankerte
Menschenrecht auf angemessene Ernährung. Zu diesem Ergebnis kommt
eine Studie über die Auswirkungen der Liberalisierung der Reismärkte
auf die Kleinbauern in drei Ländern. Im Verbund mit Partnern im
Globalen Ökumenischen Aktionsbündnis und FIAN hat "Brot für die Welt"
diese Studie im Vorfeld des Welternährungstages in Berlin
vorgestellt.

"Die Studien aus Ghana, Honduras und Indonesien zeigen, dass das
Zusammenwirken von Importliberalisierung, Dumping und Abbau der
inländischen staatlichen Förderung die Ernährungssituation deutlich
verschlechtert hat", erklärte Klaus-Dieter Kottnik, Präsident des
Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche Deutschlands, zu dem
auch "Brot für die Welt" gehört. Das Recht auf Nahrung im eigenen
Land zu schützen, sei Aufgabe der Regierungen.

Der notwendige handelspolitische Spielraum von Entwicklungsländern
zum Schutz dieses Rechtes werde aber häufig durch den Internationalen
Währungsfonds, Politikberatung durch die Weltbank und
Freihandelsabkommen eingeschränkt. "Dabei könnte eine starke
bäuerliche Landwirtschaft allen Menschen eine lebenswerte Zukunft
ohne Hunger und Mangelernährung sichern", so Kottnik weiter.

"Steigende und billige Importe haben den Zugang der Reisbauern zu
lokalen städtischen Märkten erheblich eingeschränkt und die Preise,
die sie für ihre Produkte erhielten, nach unten getrieben", betonte
Thomas Hirsch von FIAN, einer der Autoren der Studie. Der
Internationale Währungsfonds und die Weltbank übten Druck auf die
Regierungen aus, die Zölle auf Reis zu senken oder zumindest nicht
anzuheben.

Zudem seien Reis exportierende Länder wie die USA durch
Subventionen, Exportkredite und den Missbrauch von
Nahrungsmittelhilfe an der Praxis des Dumpings beteiligt. "Durch ihr
Vorgehen nehmen diese Länder den Reisbauern ihre Lebensgrundlage und
verletzen so deren Recht auf Nahrung."

Auch in anderen Ländern machen Reisproduzenten diese Erfahrung.
"Seit Jahren entwickeln sich die Reispreise in Sri Lanka so, dass die
Bauern die Kosten der konventionellen, stark von Mineraldünger und
Pestiziden abhängigen Anbaumethoden nicht mehr bezahlen können",
berichtete Sarath Fernando, Leiter der "Brot für die
Welt"-Partnerorganisation MONLAR (Movement for National Land and
Agricultural Reform). Das Netzwerk setzt sich in Sri Lanka für die
Rechte der Kleinbauern ein. Die negativen Folgen der Liberalisierung
träfen vor allem Menschen, die durch eingeschränkten Zugang zu Land
und schlechte Infrastruktur benachteiligt sind und eine schwache
Verhandlungsposition gegenüber Zwischenhändlern besitzen.

Im Rahmen der Agrarhandelsabkommen müsse den Entwicklungsländern
mehr Spielraum eingeräumt werden, sich vor Dumping zu schützen,
fordert auch Thilo Hoppe, Bundestagsabgeordneter der Grünen und
Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung des Bundestages. Er sieht darüber hinaus Handlungsbedarf
für die Entwicklungspolitik: "Die ländliche Entwicklung muss sich
besonders auf benachteiligte Kleinbauernfamilien ausrichten, sie
schützen und fördern."

Um dem Recht auf Nahrung und der ländlichen Entwicklung zu mehr
Beachtung zu verhelfen, startet "Brot für die Welt" zum
Welternährungstag 2007 die Aktion "Weltweite Tischgemeinschaft" im
Rahmen der Kampagne für Ernährungssicherheit "Niemand isst für sich
allein". "Mit dieser Aktion fordern wir zusammen mit Tausenden in
Kirchengemeinden, diakonischen Einrichtungen, Schulen und
Aktionsgruppen die Bundesregierung auf, sich für die Stärkung der
ländlichen Entwicklung und den Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft
im Rahmen der Handelspolitik einzusetzen", so Diakonie-Präsident
Kottnik.

Hinweis für Redaktionen:

Eine Zusammenfassung der Studie "Die Auswirkungen der
Liberalisierung des Reismarktes auf das Recht auf Nahrung" finden Sie
als Download unter www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung

Hintergrund:

Nach Angaben der Welternährungsorganisation hat die Zahl der
Hungernden einen Höchststand erreicht. Obwohl genug Nahrungsmittel
angebaut werden, um alle Menschen zu ernähren, leiden 854 Millionen
Menschen an Hunger und Mangelernährung. Der überwiegende Teil davon
lebt im ländlichen Raum und ist von der Landwirtschaft abhängig.

Im Globalen Ökumenischen Aktionsbündnis (Ecumenical Advocacy
Alliance) haben sich weltweit 100 Kirchen und kirchliche
Organisationen zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für politische
Alternativen einzusetzen. Vom 14. bis 21. Oktober 2007 hat das
Netzwerk zu einer globalen Aktionswoche zum Thema Welthandel
aufgerufen. Weitere Informationen: www.tradeweek.org.

Originaltext: Brot für die Welt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6938
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6938.rss2

Pressekontakt:
Anja Wieland, 0172/718 2459
Carolin Callenius, 0176/678 50857


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