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Boersen-Zeitung: Countdown bei VW, Kommentar von Gottfried Mehner zum jüngsten Zwischenbericht der Volkswagen AG

Geschrieben am 28-04-2006

Frankfurt (ots) - Stellt sich Volkswagen gegenwärtig absichtlich
schlechter dar, um die anstehenden Verhandlungen mit der
Arbeitnehmervertretung nicht zu gefährden? Dieser Verdacht kam nach
dem jüngsten Zwischenbericht im Lager der Analysten auf. VW ist
gewiss vieles zuzutrauen - dies dann aber doch nicht.

Man muss sich eher um das Gegenteil Sorgen machen: Die
Investitionsquote ist mit 3% inzwischen auf einem absoluten
Hungerniveau angekommen. Das entlastet zwar unmittelbar den
Cash-flow, der bei VW immer die wichtigste Steuerungsgröße blieb.
Aber gleichzeitig verbaut sich der Konzern seine Zukunft. Die
Produktpipeline ist ja bis 2008 nahezu leer.

Ansonsten zeigt sich wieder das übliche Bild: Absatz und Umsatz
legen mit zweistelligen Wachstumsraten bemerkenswert zu. Natürlich
wirkt sich hier mit aus, dass die Zahlen gegen eine "miserable"
Vorjahresbasis laufen. Die Zuwächse werden sich in den nächsten
Monaten abschwächen. Dennoch, der globale Marktanteil, die Anteile in
Westeuropa und Deutschland gingen weiter nach oben.

Aber im Ertrag ist wieder Tristesse angesagt. Es bleibt zu wenig
hängen: Das Vorsteuerergebnis entspricht gerade einmal schmalen 1,6%
vom Umsatz. Und nach Steuern sind es ganze 1,3%. Im Vorjahr waren es
übrigens 0,6 bzw. 0,3%. Über 50% des Konzerngeschehens entfallen auf
die Kernmarke Volkswagen Pkw. Und die schaffte nur eine operative
Marge von 1%. Die Markengruppe Audi bringt es immerhin auf 4,1%,
obwohl ihr Seat zur Last fällt. Um eine Angleichung der Effizienz
geht es.

Natürlich sind für die Misere auch die regionalen Probleme in
Nordamerika, in dem von massiven Überkapazitäten geplagten Südamerika
und China verantwortlich. Aber eben auch die Verhältnisse in den
westdeutschen Werken. Die 28,8-Stunden-Woche hat ihren Bezug zur
industriellen Realität längst verloren. Wenn VW selbst einen
zweistelligen Volumenstoß nicht in akzeptable Verdienstrelationen
ummünzen kann, muss man nicht mehr viele Worte verlieren.

Die Probleme sind längst fertig analysiert. Die ganze Welt wartet
jetzt auf Entscheidungen. Es wird noch etwas dauern, bis die
Hauptversammlung und die Personalie Pischetsrieder abgehakt sind.
Auch dann sind Horrorszenarien nicht zu erwarten. Die wird das Land
Niedersachsen zu verhindern wissen. Größe schützt eben doch.

(Börsen-Zeitung, 29.4.2006)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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