Allg. Zeitung Mainz: Kommentar zur Einigung in der SPD
Geschrieben am 22-10-2007 |
Mainz (ots) - Der Parteitag kann kommen. Rechtzeitig vor dem drohenden Duell an der Spitze hat die SPD die Kurve gekriegt und im Sinne ihres Vorsitzenden entschieden. Kurt Beck hat dadurch in seiner Partei klar an Profil gewonnen. Ob er diesen Zugewinn aber konservieren und am Ende auch in Wählerstimmen ummünzen kann, ist offen. Denn sein Widersacher beim Thema Fristverlängerung des Arbeitslosengeldes I für Ältere, Arbeitsminister Müntefering, hat keine schlechten Argumente. Tatsächlich ist die Agenda 2010 nicht beliebig und nach Kassenlage interpretierbar. Auch ist die Gefahr groß, dass das bislang so nützliche Regelwerk nun Stück für Stück außer Kraft gesetzt und dem sozialen Zeitgeist angepasst wird. Beck pochte auf mehr Gerechtigkeit und hat sich damit durchgesetzt: Wer länger eingezahlt hat, soll künftig auch länger etwas herausbekommen. Vordergründig ist das plausibel, jedoch nicht der Grundgedanke der Arbeitslosenversicherung und erst recht kein Leistungsanreiz für Betroffene. Die Sozialdemokraten haben all diese Bedenken hintenan gestellt, die beiden designierten stellvertretenden Parteivorsitzenden, Steinmeier und Steinbrück, sind während der gesamten Diskussion sogar vollends in Deckung geblieben und haben ihrer Mit-Stellvertreterin Nahles hasenherzig das Feld überlassen. Damit steht nun die Weichenstellung für die SPD und es ist davon auszugehen, dass der Hamburger Parteitag sie mit gebührendem Jubel aufnehmen wird. Damit mutiert das Thema automatisch zu einer Entscheidungsvorlage für die Große Koalition in Berlin. Spätestens dann wird es richtig spannend. Seit Etablierung der Linken ist die Mitte nach links gerückt. Daran kommt nach Beck auch Kanzlerin Angela Merkel nicht vorbei; ein Blick in eigene Reihen muss ihr genügen.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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