HAMBURGER ABENDBLATT: Inlandspresse, Hamburger Abendblatt zu Flugverbotszone in Libyen
Geschrieben am 04-03-2011 |
Hamburg (ots) - Ein Kommentar von Thomas Frankenfeld
Mit kaum verhohlener Verzweiflung bemühen sich die Vereinigten
Staaten von Amerika derzeit, ihr verlustreiches Engagement in
Afghanistan zu beenden, ohne ein noch größeres strategisches Chaos in
dieser Weltregion zu hinterlassen. Die Feldzüge am Hindukusch und in
Mesopotamien werden die USA am Ende wohl zwei Billionen Dollar und
Tausende tote GIs gekostet haben. Das letzte, was die militärisch
bedenklich überdehnte Supermacht gebrauchen kann, ist ein dritter
Krieg in einem islamischen Land. Die Aufstände in den arabischen
Despotien hatten zahlreiche Triebkräfte - aber proamerikanisch waren
sie gewiss nicht. Die vor allem von einigen britischen und
amerikanischen Politikern geforderte Installierung einer
Flugverbotszone in Libyen mit dem Ziel, den wild um sich schlagenden
Diktator Gaddafi am Einsatz seiner Luftwaffe gegen Zivilisten zu
hindern, klingt zunächst plausibel. Doch Vorsicht: Eine solche Option
bringt erhebliche Probleme und Risiken mit sich. Zunächst einmal wäre
dafür ein Mandat des Uno-Sicherheitsrates erforderlich. China und
Russland sind derzeit strikt gegen militärische Maßnahmen, Frankreich
ist indifferent. Ein Einsatz der USA oder der Nato ohne Mandat in
Libyen jedoch würde damit ohne Rechtsgrundlage erfolgen und den
Kardinalfehler des Irak-Krieges wiederholen. Libyens Luftabwehr ist
nicht zu unterschätzen, es könnte Verluste auch auf westlicher Seite
geben. Und danach? Gaddafi verfügt immer noch über einige schwer
bewaffnete Elitebrigaden und Söldnermilizen, die Aufständische auch
am Boden terrorisieren könnten. Konsequenterweise müsste die Nato
dann Bodentruppen zum Schutz libyscher Zivilisten einsetzen. Eine
derartige Einmischung in die innerlibyschen Wirren aber ist
undenkbar, sie würde in Arabien als westlicher Kreuzzug empfunden
werden und Gaddafi in die Hände spielen. Solche Konfliktherde sind
wie Venusfliegenfallen - man kommt leicht hinein, aber kaum wieder
heil heraus. Im Übrigen könnte sich diese prekäre Lage auch im Jemen,
in Algerien oder gar Saudi-Arabien ereignen. Es ist zunächst Sache
der arabischen Völker, damit fertig zu werden. Der Westen kann den
libyschen Flüchtlingen helfen, er kann das Gaddafi-Regime in Tripolis
politisch isolieren, ihm die Waffenlieferungen abschneiden und den
Geldhahn zudrehen. Eine militärische Intervention jedoch sollte die
ultima ratio, das wirklich allerletzte Mittel im Falle eines
drohenden Völkermordes in Libyen sein.
Pressekontakt:
HAMBURGER ABENDBLATT
Ressortleiter Meinung
Dr. Christoph Rind
Telefon: +49 40 347 234 57
Fax: +49 40 347 261 10
christoph.rind@abendblatt.de meinung@abendblatt.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
319254
weitere Artikel:
- WAZ: CSU-Umweltexperte Göppel rückt von E10 ab Essen (ots) - Der Unionsobmann im Umweltausschuss, Josef Göppel
(CSU), hat sich nach dem Chaos um die Einführung des Biosprits E10
für dessen Abschaffung ausgesprochen. "Mittelfristig halte ich den
Einsatz von reinen Pflanzenkraftstoffen für sinnvoller", sagte Göppel
den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Samstagausgaben). Göppel
plädierte für den Einsatz reiner Biokraftstoffe bei Speditionen und
in der Landwirtschaft. Auch so könne der Bund die EU-Vorgabe
erreichen, wonach bis 2020 zehn Prozent der Energie im gesamten
Transportsektor mehr...
- Altmaier: Mögliche Spendenaffäre der SPD muss aufgeklärt werden Berlin (ots) - Während des Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2009
fand in Potsdam ein fragwürdiges Spenden-Dinner der SPD mit dem
damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier statt. Dazu erklärt
der 1. Parlamentarische Geschäftsführer der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion Peter Altmaier:
Die Vorwürfe des Verstoßes der SPD gegen das Parteiengesetz, die
in der aktuellen Ausgabe des "Stern" anlässlich eines Spendenessen
der SPD in Potsdam im Februar 2009 erhoben werden, sollten vom
Deutschen Bundestag schnellstmöglich geprüft werden. mehr...
- Neues Deutschland: Vollendete Einheit Berlin (ots) - Eine eher seltene Einmütigkeit: Sowohl LINKE-Chefin
Gesine Lötzsch als auch Sachsens SPD-Fraktionschef Martin Dulig und
Grünen-Bundestagsabgeordneter Stephan Kühn haben ein Problem damit,
dass - ostdeutsche Kanzlerin hin oder her - der ohnehin unter ferner
liefen behandelte Aufbau Ost fortan unter der Regie eines
CSU-Innenministers stattfinden soll. Konnte Merkel Amtsvorgänger
Thomas de Maizière noch als Wahl-Ossi verkaufen, ist das beim
Franken Hans-Peter Friedrich schwieriger. Dessen bisher bekannt
gewordene Ostkompetenz mehr...
- Mindener Tageblatt: Kommentar zum Murks bei Biosprit /
Absurdistan Minden (ots) - Was für ein Murks: Millionen tief verunsicherte
Autofahrer streiken an der Zapfsäule und zeigen der schleichenden
Einführung des neuen Bio-Treibstoffs E 10 eine lange Nase. Das
Desaster war abzusehen. Schließlich versteht der Deutsche beim
bekanntlich "liebsten Kind" keinen Spaß. Das hätte die
Bundesregierung beim erzwungenen Wechsel berücksichtigen müssen. Wer
so schlampig und passiv informiert, wer die Sorgen des Autofahrers
ignoriert, wer den Schwarzen Peter und die Aufklärungsarbeit der
Benzinbranche zuschiebt, mehr...
- Freie Presse (Chemnitz): Tiefensee und Schwanitz sehen Bedeutungsverlust für den Aufbau-Ost Chemnitz (ots) - Tiefensee und Schwanitz sehen Bedeutungsverlust
für den Aufbau-Ost
Berlin/Chemnitz. Nach der Berufung des CDU-Politikers Christoph
Bergner zum neuen Ostbeauftragten der Bundesregierung warnen seine
SPD-Amtsvorgänger Rolf Schwanitz und Wolfgang Tiefensee vor einem
Bedeutungsverlust für den Aufbau Ost. Der frühere
Bundesverkehrsminister Tiefensee, der in dieser Funktion von 2005 bis
2009 für die Neuen Länder zuständig war, sagte der in Chemnitz
erscheinenden Freien Presse (Samstagausgabe), er bezweifle, dass
Bergner mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|