Mittelbayerische Zeitung: Ein Job fürs Leben
Leitartikel zum 85. Geburtstag der Queen
Geschrieben am 20-04-2011 |
Regensburg (ots) - Bis zum 9. September 2015 muss sie noch
durchhalten. Dann würde Queen Elizabeth II. die längstdienende
Monarchin der britischen Geschichte und hätte den bisherigen Rekord
von Queen Victoria - 63 Jahre und 216 Tage auf dem Thron - um einen
Tag übertroffen. Es ist nicht zu fürchten, dass ihr das nicht
gelingen sollte. Denn zum einen erfreut sich Elizabeth einer robusten
Gesundheit und feiert an diesem Donnerstag erst ihren 85 Geburtstag.
Ihre Mutter hatte es trotz einer ausgeprägten Vorliebe für Gin zum
stattlichen Alter von 101 Jahren gebracht. Und zum anderen ist bei
dieser Frau an eine vorzeitige Abdankung gar nicht zu denken. Der
Eid, den sie bei ihrer Krönung abgab, ist ihr heilig. "Es ist ein Job
fürs Leben", hatte die Queen nochmals an ihrem 75. Geburtstag
unterstrichen. Und fast ein Leben lang, mittlerweile 59 Jahre, hat
sie ja schon regiert. Den Briten wurde erst kürzlich wieder ins
Bewusstsein gerufen, wie lange Elizabeth schon mit mit von der Partie
ist, als der Film "The King's Speech" in die Kinos kam. Er erzählt
die Geschichte von Elizabeths Vater, König George VI., der ein
schlimmes Stotterproblem hat und die Hilfe eines Sprechtherapeuten
sucht. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs muss George die Rede
seines Lebens halten und in einer Radioansprache zu allen Völkern
seines Empires sprechen, ihnen sagen, dass sie im Krieg mit
Deutschland stehen und dass es ums Überleben geht. Und er findet
seine Stimme. Und mit ihr seine Rolle als Symbolfigur der Nation. Und
im Hintergrund sieht man ein junges Mädchen: Elizabeth. Aha, damals
war sie also schon dabei. Für die Briten ist das umso wichtiger, weil
der Überlebenskampf gegen Nazideutschland immer mehr zur nationalen
Identitätsstiftung dient. Was die Revolution für Franzosen bedeutet,
so argumentierte der Kolumnist Jonathan Freedland, bedeute
mittlerweile der Zweite Weltkrieg für die Briten: Er sei "die
definierende Geschichte unserer Nation geworden ist, fast so etwas
wie ein Schöpfungsmythos". Und dem Königshaus fällt in dieser
Geschichte der zentrale Part zu, der unumstrittenen Statthalter
nationaler Identität zu sein. Die Republikaner im Königreich, klagte
Freedland, können sich die Haare ausraufen: Sie werden die Windsors
nicht aus ihrer Rolle verdrängen können, die "hauptsächlichen Gefäße
unserer nationalen Erinnerung" zu sein. Zumindest nicht, solange
Elizabeth II. noch auf dem Thron sitzt. Frühestens wenn Thronfolger
Prinz Charles König wird, sehen die Antiroyalisten von der Gruppe
"Republic" eine Chance und wollen deshalb erst im Jahre 2025 ein
Referendum über die Abschaffung der Monarchie ansteuern. Es bleibt
dahingestellt, ob sie dereinst Erfolg haben. Denn eine Republik muss
ja nicht sein. Besonders nicht bei einem derart undogmatischen Volk
wie den Briten, die immer noch auf der linken Straßenseite fahren,
das Bier lauwarm genießen und das Körpergewicht in Steinen (à 6,35
Kilogramm) messen. Bei ihnen herrscht der gesunde Menschenverstand
und nicht die Tyrannei von ersten Prinzipien. Von Natur aus
pragmatisch und nur der Methode des Durchwurstelns verpflichtet, kann
der Brite mit der Schizophrenie einer konstitutionellen Monarchie in
aufgeklärten Zeiten glänzend leben - vor allem, wenn er sie nicht
allzu ernst nimmt. Denn allemal gilt: Eine Republik mag zeitgemäßer
sein, aber eine Monarchie stellt halt eine bessere Show auf die
Beine. Das Königtum, lästerte einst George Bernard Shaw, sei eine
"künstlich erzeugte kollektive Halluzination". Na und, entgegnet da
der Untertan und will stattdessen seine Freude haben am royalen
Spektakel. Man darf sicher sein: Solange das Königshaus sich selbst
ordentlich in Szene setzen kann, wird die Monarchie weiterbestehen.
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