Westdeutsche Zeitung: Weniger Staat - dafür aber effektiver =
von Wolfgang Radau
Geschrieben am 18-11-2011 |
Düsseldorf (ots) - Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass das
Zusammenspiel der deutschen Verfassungsschutzbehörden neu justiert
werden muss - das Land Thüringen hat ihn am vergangenen Dienstag
erbracht. Da tagte in Berlin der Parlamentarische Kontrollausschuss
des Bundestages, und im Mittelpunkt des Interesses stand die Frage,
was die Verfassungsschützer über die "Zwickauer Terrorzelle" wussten.
Thüringens Verfassungsschutz glänzte durch Abwesenheit und begründete
das damit, das Land sei nicht verpflichtet, an dieser Bundes-Sitzung
teilzunehmen. Der Vorstoß von Justizministerin
Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) mit dem Ziel, aus 16 Landesämtern
drei oder vier zu machen, trifft einen Kern des Problems. Jedes
Bundesland setzt, mit Eifer bis hin zu Übereifer, seine "Schlapphüte"
ein. Die haben, das sei zugegeben, ihre lokale und regionale
Kompetenz. Aber irgendwo müssen die Erkenntnisse koordiniert und
ausgetauscht werden. Terrorismus kennt keine Landesgrenzen. Die
Reaktionen aus den Ländern lassen erahnen, wieviel Widerstand zu
erwarten ist. Jeder möchte seine eigenen Spione rekrutieren, bezahlen
und abschöpfen. Als Totschlagargument werden gern "monatelange
Strukturdebatten" ins Feld geführt, wie sie NRW-Innenminister Ralf
Jäger (SPD) befürchtet. Jäger lehnt auch eine Verbunddatei der
Sicherheitsbehörden ab. Das klingt nach "Weiter so wie bisher", was
die Neonazi-Szene ebenso wie potenzielle Terroristen auf der linken
und auf der fundamental-islamischen Seite freuen dürfte. Der Vorstoß
von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist noch aus einem anderen
Grunde bemerkenswert. Seit Monaten dümpelt die FDP in den Niederungen
der politischen Schnellschüsse herum, verspottet als Klientelpartei,
verortet unterhalb der Fünf-Prozent-Marke. Den einstigen liberalen
Markenkern - Schutz der verfassungsmäßig garantierten Bürger- und
Freiheitsrechte - hielten zuletzt vor allem die alten Kämpen Gerhart
Baum und Burkhard Hirsch hoch - unbequem und unbestechlich. Frau
Leutheusser-Schnarrenbergers Idee von "Weniger Staat, dafür aber
effektiver" in der aktuellen Krise kann zu einem starken
Lebenszeichen der Freien Demokraten werden - wenn sie denn konsequent
verfolgt wird.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
364404
weitere Artikel:
- Neues Deutschland: Räumung in New York: Verhärtete Fronten Berlin (ots) - Die Rechnung scheint doch nicht so reibungslos
aufzugehen wie gedacht. Denn die Räumungen der Occupy-Camps in den
vergangenen Tagen, vor allem jene des Flaggschiffs im New Yorker
Zuccotti-Park, hat offensichtlich nicht das damit erhoffte Ende der
Bewegung eingeläutet - auch wenn die Lage der Protestierenden nicht
einfacher geworden ist. Doch es waren wieder Tausende, die dem Aufruf
zur Demonstration im fiskalischen Machtzentrum der USA wie in anderen
Großstädten des Landes gefolgt sind, wobei die Schärfe der
Auseinandersetzungen mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Rechtsterrorismus in Deutschland
Die wehrhafte Demokratie hat versagt
HUBERTUS GÄRTNER Bielefeld (ots) - Eine rechtsextremistische Gruppe, die sich
"Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) nannte, hat in Deutschland
mindestens zehn kaltblütige Morde begangen und vermutlich mehrere
Anschläge verübt. Die Ermittlungen laufen. Welche Erkenntnisse,
Lehren und Konsequenzen sind aus den schrecklichen Ereignissen zu
ziehen? Erstens: Die Sicherheitsbehörden haben die Gefahr von rechts
unterschätzt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 richtete
sich das Augenmerk vor allem auf den islamistischen Terrorismus. Hier
wurden mehr...
- WAZ: Neonazis sitzen nicht auf Gipfeln
- Kommentar von Achim Beer Essen (ots) - Gipfel gehören zum politischen Geschäft. Gestern
tagte in Berlin einer zum rechtsextremen Terror. Das Wort "Gipfel"
mochte dabei die Bedeutung des Treffens betonen, zugleich war es
entlarvend: Denn weiter weg von allen Problemen kann man ja gar nicht
sein, als wenn man sich auf einem Gipfel befindet. Auf diesem Gipfel
rangen Organe des Bundes und Organe der Länder darum, wer künftig
welchen Rechtsterroristen wie überwachen darf. Für uns Bürger ist das
unerheblich: Wir finanzieren diese Behörden mit Steuern und lassen mehr...
- Berliner Zeitung: Kommentar zur gewöhnlichen, kleinen Rassismus Berlin (ots) - Der kleine Rassismus in Deutschland ist so
gewöhnlich, dass er kompatibel ist mit Antirassismus-Aktionen,
Anti-NPD-Demonstrationen, Straßenfesten gegen Rechts. Gerade das
Komplexe, Vielfältige, die Übergänge und Grauzonen, in denen sich die
alltägliche Fremdenfeindlichkeit abspielt, verführt dazu, sie als
Kleinkram abzutun. Aber ihre Allgegenwart hüllt den tatbereiten
Rechtsextremisten in eine Wolke von stillschweigendem Einverständnis.
Das Problem liegt so tief im Alltag, dass die Politik darüber
schweigt. Sie hat mehr...
- Berliner Zeitung: Kommentar zum deutsch-britischen Verhältnis Berlin (ots) - Die wettsüchtigen Briten hängen an ihrem
Finanzsektor ungefähr so wie die Deutschen an ihrer vermeintlich
unpolitischen Zentralbank. Beides trägt Züge des Irrationalen, beides
kann der Volkswirtschaft ebenso nutzen wie schaden. Die Diplomaten
beider Seiten sollten sich deshalb auf die gemeinsamen Interessen
konzentrieren. Schließlich liegt bei der Liberalisierung des
Binnenmarktes Deutschlands Interesse wesentlich näher bei den
Euro-Verweigerern Großbritannien und Schweden als bei Spanien oder
Italien. Den Brüsseler mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|