Neues Deutschland: Die Linkspartei und die Crux der Gremien
Geschrieben am 11-12-2011 |
Berlin (ots) - Es wäre bereits die dritte Mitgliederbefragung der
Linkspartei in nicht einmal zwei Jahren. Ein gutes Zeichen für die
rege Beteiligung der Basis an den Entscheidungsprozessen der Partei,
könnte man meinen. Mit der kleinen Einschränkung, dass es sich in den
ersten beiden Fällen - Zustimmung zur Struktur eines neuen Vorstandes
2010 und Bestätigung einer Parteitagsentscheidung über das
Grundsatzprogramm - um die Sanktionierung von zuvor bereits
getroffenen Entscheidungen handelte. Eine Befragung zu einzelnen
Kandidaten der nächsten Parteispitze würde das Konfliktmanagement
ausgewählter Teile der Partei - Führungsfiguren oder
Parteitagsdelegierte - außer Kraft setzen, das den Entscheidungen
bisher vorausging. Zumindest teilweise, denn das letzte Wort zur Wahl
der neuen Vorsitzenden hat der Parteitag. Aus genau diesem Grunde,
wegen der Unwägbarkeit des Ergebnisses, werden nun überraschend
deutlich und von erstaunlich großen Teilen der Partei Bedenken gegen
eine neuerliche Befragung der Parteibasis vorgetragen. Die
theoretisch gern vorgebrachte Forderung nach direkter Demokratie wird
plötzlich abgewogen in kühler Kalkulation, wie groß die Chancen
wären, die eigenen Interessen, den eigenen Kandidaten durchzusetzen.
Es ist aber falsch, diesen Vorwurf allein einer Seite zu machen.
Wenngleich es schon frappierend ist, wie schnell die
Prinzipienfestigkeit auf der scheinbar immer ein wenig radikaleren,
immer ein wenig prinzipieller argumentierenden Seite der Partei
verfliegt, sobald die Aussichten auf Erfolg von einem dieser
Prinzipien, dem der direkten Demokratie, gefährdet werden könnten.
Auch die hehren Argumente der Gegenseite, der sogenannten Reformer,
wirken nicht bis ins Letzte selbstlos und allein der direkten
Demokratie verpflichtet. Das Sammeln der eigenen Kräfte stellt sich
nun mal als Sammeln um den eigenen Kandidaten, um Fraktionsvize
Dietmar Bartsch dar, und seine Rivalität mit Oskar Lafontaine trifft
sich durchaus mit den vielfachen Vorbehalten gerade im Osten vor
allem gegen den Führungsstil des mächtigen Kontrahenten. Dass die
Anhängerschar Lafontaines gerade wegen dieses verdeckten persönlichen
Angriffs alarmiert reagiert und nur unwillig das Risiko der
vermeintliche Folgen für die Gesamtpartei in Kauf nimmt, gehört zur
Gemengelage hinzu. Die vier Landesvorstände Pro-Mitgliederbefragung
haben bisher keinen Antrag gestellt. Wenn Dietmar Bartsch die
Klausur, die eine deutliche Mehrheit gegen seinen Vorschlag zumindest
auf Funktionärsebene ergab, sie trotzdem freundlich und beinahe
erleichtert bewertet, hat dies wohl auch nur den einen Grund. Dass
Lafontaine selbst ihm mit einem einzigen Wort den Weg in die nächste
Führung geebnet hat. Nun tagen die »Gremien«. Es sind dieselben, die
auch bisher die Vorschläge zur Zusammensetzung der nächsten Führung
ausgehandelt haben.
Pressekontakt:
Neues Deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
368273
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Auf der Wohlstandsparty
Zum Abschluss der Klimakonferenz in Durban Cottbus (ots) - Auch die Resultate dieses Gipfels werden die Welt
vermutlich nicht vor den voranschreitenden Folgen des Klimawandels
bewahren. Da mögen die Teilnehmer in Durban noch so aufopferungsvoll
um jedes Wort gerungen haben und Umweltminister Norbert Röttgen nun
übermüdet von einem wegweisenden Erfolg sprechen. Der Zug ist aus dem
Bahnhof gerollt - in Südafrika jedenfalls wurden ihm erneut nicht
genügend Bremsklötze in den Weg gelegt. Der vereinbarte Fahrplan für
ein Klimaschutzabkommen mutet angesichts der weltweiten Realitäten mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Ulrich Krökel zu Russland Regensburg (ots) - Beobachter in Russland und im Westen sollten
sich davor hüten, den Protest im Putin-Reich zu einem Popanz
aufzublasen. Es ist wahr: Die Unmutsäußerungen sind in ihrer Vehemenz
ebenso beeindruckend wie mutig. Unstrittig ist aber auch, dass in der
Auflehnung nur eine diffuse Unzufriedenheit zum Ausdruck kommt. Die
Demonstranten haben weder einen Anführer, noch sprechen sie für das
Volk oder verfügen über eine politische Perspektive. Sie fordern
Neuwahlen - und dann? Bei der Duma-Wahl haben die Menschen zu 96
Prozent mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu Klimagipfel/Durban Regensburg (ots) - Weniger als notwendig wäre, doch immerhin mehr,
als vorher befürchtet worden war: Die Ergebnisse der
UN-Klimakonferenz von Durban sind zwiespältig. Es gibt einige
Lichtblicke und viel Schatten. So wurde das Fundament erweitert, auf
dem in den nächsten Jahren ein wirklich verbindliches, weltweites
Abkommen zur Reduzierung von Treibhausgasen aufbauen könnte. In den
nächsten vier Jahren soll ein wirkliches Klimaschutzabkommen
erarbeitet werden, auf das sich alle Staaten verpflichtend einlassen
sollen. Es wäre das mehr...
- WAZ: Britische Isolation. Kommentar von Jasmin Fischer Essen (ots) - Europa steht vor einem Neubeginn, möglicherweise
einem, an dem Großbritannien nicht mehr mitwirkt. Sollten sich die
Wege an dieser Gabelung trennen, so trifft ein Land sicher keine
Schuld: Großbritannien.
Wie hätte Angela Merkel reagiert, wenn Premier Cameron von ihr
gefordert hätte, die deutsche Auto-Exportwirtschaft durch Steuern zu
regulieren? Oder Sarkozy, hätte man ihm nahegelegt, Frankreichs
florierende Ferienorte mit Abgaben an die Kandare zu nehmen? Eine
Besteuerung der Finanzbranche, von der im Königreich mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Weltklimakonferenz Bielefeld (ots) - Man stelle sich vor, eine Weltklimakonferenz
ginge zu Ende und Greenpeace und Co. wären voll des Lobes! Unmöglich.
Wenn 194 Nationen, 15 000 Delegierte 14 Tage über das Wetter der
nächsten 40 Jahre debattieren, kann es nur Kompromisse geben. So
gesehen ist die durchaus nachvollziehbare Kritik des BUND - »lauwarm,
kein strenger Fahrplan, US-Sand im Getriebe« - hilfreich bei der
Einschätzung der Konferenzergebnisse, aber nicht das letzte Wort. Auf
der Habenseite steht Fundamentales. Bei einem Scheitern wäre der
Kyoto-Vertrag mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|