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Günter Grass sieht "rassistische Momente in Israel" und erneuert auf NDR Kultur Kritik an Regierung Netanjahu

Geschrieben am 14-10-2012

Hamburg (ots) -

Sperrfrist: 14.10.2012 13:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Der Schriftsteller Günter Grass übt weiterhin scharfe Kritik an
der israelischen Regierung. In der Sendung "Wickerts Bücher" auf NDR
Kultur (Sonntag, 14. Oktober, 13.00 Uhr) verteidigt Grass zugleich
sein umstrittenes Gedicht "Was gesagt werden muss" mit den Worten:
"Israel ist eine Atommacht außerhalb jeder Kontrolle. Sämtliche
Resolutionen von Seiten der UNO werden missachtet. Israel ist eine
Besatzungsmacht und betreibt seit Jahren Landraub, vertreibt
Menschen, sieht sie als Menschen zweiter Klasse an. Da sind
rassistische Momente in Israel; das Land hat sich in der Beziehung
zum Unguten verändert! Das betrübt mich. Und das sollte jeden Freund
Israels betrüben, so wie es viele Israelis betrübt. Also sollte man
das aussprechen dürfen."

Mit Vehemenz verwahrt sich Grass dabei gegen den Vorwurf des
Antisemitismus: "Ich finde, das Beste, was man als Freund Israels -
des Staates Israel und der Menschen dort, und ich sehe mich als ein
Freund Israels - diesem Land angedeihen lassen kann, ist, es zu
kritisieren. Die verweigerte Kritik, so eine kritiklose, quasi
philosemitische Haltung, ist für mich eine neue Form von
Antisemitismus!"

Nach der heftigen Debatte im Frühjahr 2012 gibt Grass seinen
Kritikern allerdings in einem Punkt recht: Er hätte seinerzeit
deutlicher machen müssen, dass sich seine Kritik gegen die Regierung
Netanjahu richte - nicht gegen den Staat Israel. "Das war eine
Unachtsamkeit", so Grass auf NDR Kultur. "Da habe ich Anlass zu
Kritik erweckt und da bin ich auch bereit, das zu ändern." In seinem
jüngst erschienenen Gedichtband "Eintagsfliegen" findet sich der
entsprechende Vers nun in leicht veränderter Form. "Aber in der
Tendenz ist das Gedicht geblieben", beharrt Grass auf seiner alten
Position.

Mit Blick auf den Zentralrat der Juden in Deutschland sagt der
Autor, er wünsche sich, dass der Zentralrat im Staat Israel "Dinge
sieht und ausspricht, die der Kritik würdig sind, sonst macht er sich
unglaubwürdig." Und Grass betont noch einmal: "Israel hat zu Recht
den Anspruch erhoben nach der Gründung mit all den auch schrecklichen
Begleitumständen, auch ein normaler Staat neben anderen Staaten zu
sein und ist deshalb der Kritik ausgesetzt. Die Regierung ist eine
gewählte, kann abgewählt werden. Diese Dinge sind dort in der
Verfassung festgeschrieben." Also müsse es auch möglich sein, mit der
Politik dieser Regierung nicht einverstanden zu sein.

Das Gespräch zwischen Ulrich Wickert und Günter Grass über Israel,
über Deutschland und über Literatur sendet NDR Kultur am Sonntag, 14.
Oktober, ab 13.00 Uhr in der Sendung "Wickerts Bücher". Es ist online
nachzuhören unter ndr.de/ndrkultur

Zur Verwendung frei ab 14. Oktober, 13.00 Uhr, bei Nennung der
Quelle NDR Kultur.



Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
presse@ndr.de
http://www.ndr.de


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