WAZ: Auto-Kennzeichen als Heimatgefühl. Kommentar von Frank Preuß
Geschrieben am 26-03-2013 |
Essen (ots) - Es ist doch noch mehr Geld in den heimischen Kassen,
als man gemeinhin unkt. Immerhin 35000 Lokalpatrioten haben im
Ruhrgebiet 40, 50 Euro in die Hand genommen, um sich ein neues, altes
Autokennzeichen an ihren Wagen zu klemmen. Viel Geld für - ja was
denn eigentlich? Ein Stückchen Identifikation aus Blech? In Zeiten
einer Globalisierung, die weiß Gott nicht nur Erfreuliches mit sich
bringt, ist der Rückzug ins vermeintlich idyllische Klein-Klein ein
natürlicher Reflex. Die kalten Gebietsreformen haben zum Beispiel dem
Wattenscheider das Schlimmste angetan, was man dem Wattenscheider
antun konnte: ihn zum Bochumer gemacht. Und der Gladbecker Autofahrer
scheint nicht gern für einen Recklinghäuser gehalten zu werden. Das
Ruhrgebiet wächst zusammen? Naja. Um Heimatgefühl geht es hier - ob
dafür nicht auch irgendein Aufkleber am Heck gereicht hätte, darf man
allerdings schon mal fragen. Der zuweilen anstrengende öffentliche
Mitteilungsdrang der Menschen wächst jedenfalls weiter, und sei es
nur, dass man den anderen Verkehrsteilnehmern unbedingt zeigen will,
wo man herkommt. Wem das wichtig ist - bitte schön.
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
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