Lausitzer Rundschau: Bayerisches Amtsgericht
Zur Verschiebung des NSU-Prozesses
Geschrieben am 15-04-2013 |
Cottbus (ots) - Es ist wie mit dem berühmten Stuhlbeinkürzen: Sägt
man an dem einen Bein, dann sind bald die anderen zu hoch, der Stuhl
steht schief. Also muss man wieder ran und sägt immer weiter, mal
hier, mal da. Bis man schließlich ganz unten ist und auf seinem
Hosenboden sitzt. Da genau ist nun auch das Oberlandesgericht München
mit dem NSU-Prozess angelangt. Die erste Fehlentscheidung, die
Zufallsauswahl der Presseberichterstatter nach dem Windhundprinzip,
hat alle anderen nach sich gezogen. Hat den Sturm der Entrüstung
entfacht, vor allem im Ausland, und die Proteste der Politiker. Hat
die Verfassungsklage türkischer Medien provoziert und das Urteil der
Karlsruher Richter gegen deren Münchener Kollegen erwirkt. Die
gestrige Verschiebung ist nun das ultimative Bekenntnis eines
Fehlstarts wegen bodenloser Dusseligkeit. Aber offenbar war es das
noch nicht, offenbar will das Gericht - noch ist ein Rest Stuhlbein
zu sehen - die Lage verschlimmbessern, indem es die ganze Presseliste
wieder auf Null setzt. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht auch
viel einfachere Lösungen möglich gemacht, zum Beispiel die
Nachakkreditierung von drei ausländischen Medien. Auch die
Videoübertragung in einen Nebensaal wäre ein Ausweg. Alles
zurückzudrehen aber, das wird ein neues Kuddelmuddel ergeben. Neuen
Ärger ohne Ende, Schadenersatzklagen inklusive. Denn es gibt Medien,
die schon mit hohen Kosten in Vorleistung gegangen sind, und freie
Journalisten, die bereits Verträge geschlossen haben, nachdem sie das
Glückslos gezogen hatten. Und was ist mit dem finanziellen Aufwand
der Opfer-Angehörigen? Von ihrem emotionalen Aufwand, den ihnen
niemand ersetzt, nicht zu reden. Schlimmer hätte sich die deutsche
Justiz, die in diesem Fall unter den Augen der Welt agiert, nicht
präsentieren können. Sie sollte, ja musste bei diesem Verfahren
zeigen, dass all die Peinlichkeiten von zehn Jahren Ermittlungspannen
ein Unfall des deutschen Rechtsstaates waren, eine Ausnahme. Dass
dieser Rechtsstaat ansonsten fair, gerecht und vor allem
professionell agiert. Stattdessen ist es, als berate wieder das
Königlich Bayerische Amtsgericht, irgendwo da hinter dem Wald.
Stattdessen erweisen sich der Richter, die Pressestelle des Gerichts
und alle, die in der Landes-Justizverwaltung und auch politisch über
ihnen stehen - ja, auch die - als Totalausfälle in Sachen
Sensibilität, Sorgsamkeit und Konzentration. Man sollte schon mal
Schnupftabak ausreichen in München.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
458167
weitere Artikel:
- Verteidigerin: Zschäpe wird im Prozess schweigen - Mordanklage "basiert auf Vermutungen" Köln/Berlin (ots) - Beate Zschäpe wird sich auch im NSU-Prozess
nicht zu den Tatvorwürfen äußern. Das bestätigte ihre Verteidigerin
Anja Sturm in der ARD-Sendung hart aber fair (15.4.2013) im Gespräch
mit Frank Plasberg: "Frau Zschäpe hat sich entsprechend in enger
Abstimmung mit uns entschieden, sich nicht zu den Vorwürfen zu
äußern", sagte sie.
Sturm äußerte zwar Verständnis dafür, dass die Angehörigen der
Opfer auf eine Aussage von Frau Zschäpe hoffen. "Natürlich verstehen
wir das als Menschen", sagte sie. Es sei aber ein mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar zum verschobenen NSU-Prozess und der Rolle des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl Bremen (ots) - Wer sich auf die Suche nach den Motiven Götzls
macht, findet nur zwei mögliche Erklärungen. Und beide fallen für ihn
negativ aus. Erklärung Nummer eins: Götzl ist ein Richter, der starr
die Paragrafen des Strafrechts abarbeitet, die politische Brisanz des
Verfahrens nicht erkennt und hilflos reagiert, wenn sich wie durch
das Urteil des Verfassungsgerichts zur Zulassung ausländischer Medien
ein paar Details ändern. (...) Erklärung Nummer zwei wäre für Götzl
ein noch härteres Urteil: Er hat aus Trotz und verletzter Eitelkeit mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Eine Blamage für die Justiz / Leitartikel zu NSU-Prozess Stuttgart (ots) - Den NSU-Prozess zu verschieben ist eine Zumutung
für alle Beteiligten. Die Verschiebung ist nicht nur ärgerlich, sie
ist auch unnötig. Zwar hat das Bundesverfassungsgericht Ende
vergangener Woche Änderungen bei der Akkreditierung der Journalisten
vorgeschrieben. Aber die Karlsruher Richter hatten den Münchner
Kollegen den Fingerzeig gegeben, es reiche aus, nachträglich drei
Plätze an türkische Medien zu vergeben. Das wäre auch bis zum
geplanten Prozessbeginn morgen möglich gewesen. Man kommt nicht
umhin, den Münchner mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Venezuela/Wahl Stuttgart (ots) - Nicolás Maduro hat mit Ach und Krach gewonnen,
weil er sich als Erbe des großen Meisters Hugo Chávez präsentiert
hat. Aber der Bonus, den das um Chávez trauernde Volk ihm gegeben
hat, wird schwinden, je mehr die Erinnerung an Chávez verblasst. Man
mag ihn weiterhin zum Halbgott stilisieren, aber sein selbst
ernannter Apostel wird daran gemessen werden, ob er hält, was er
versprochen hat. Wirtschaftlich ist die Lage alles andere als rosig,
viel Spielraum zum Manövrieren hat Maduro nicht. Die alte
Siegesformel, durch mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu CDU/Frauenquote Stuttgart (ots) - Die Union hat sich zum wiederholten Male eine
Diskussion aufzwingen lassen, die internen Zwist und
Orientierungslosigkeit offenbart. Das war bei der Homo-Ehe so, bei
der Rentendebatte und nun auch bei der Frauenquote. Die
Koalitionsquerelen sind offenbar abgewendet, ansonsten lässt sich
damit nichts gewinnen. Das gilt im übrigen auch für Provokateure aus
den eigenen Reihen. In diesem Fall ist das erneut die eigensinnige
Ministerin Ursula von der Leyen. Ihre konfrontative Strategie ist mit
hohen Risiken verbunden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|