Weser-Kurier: Zum Prozess gegen den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Geschrieben am 14-11-2013 |
Bremen (ots) - Der Vorwürfe oder Behauptungen, der Aussagen oder
Ausreden sind genug gewechselt, nun sieht das Land auch Taten im
juristischen Sinne. Christian Wulff steht vor Gericht. Ein
Mordsspektakel angesichts der Anklage wegen Vorteilsnahme, die sich
um eine dreistellige Summe dreht. Nun ja - Ehre, wem Ehre gebührt.
Das gilt eben nicht nur für den gleichnamigen Sold in Höhe von rund
200000 Euro, den Wulff pro Jahr weiterhin bezieht, sondern auch
für den Fall, dass sich ein ehemaliger Bundespräsident vor Gericht
verantworten muss. Indes gibt es das Gericht nicht, vor dem Wulff
eigentlich der Prozess gemacht werden müsste. Das wäre die Instanz,
der sich auch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der ehemalige
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Ex-Verteidigungsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg und viele andere stellen müssten: eine Art
moralisches Tribunal, das Taten nicht nach Paragrafen und Schaden
nicht nach Geld misst. Sondern dessen Grundlagen ungeschriebene
Gesetze sind, eine gemeinsame Sittlichkeit, die die Gesellschaft
offenbar (noch) in sich trägt. Und man könnte kühn behaupten, dass
eine solche Institution mehr fehlt denn je, dass - weil sie fehlt -
immer schamloser gegen die guten Sitten verstoßen wird, weshalb sie
mithin mehr fehlt denn je. Und so passiert meist nix - noch jeder
Sturm der Entrüstung hat sich wieder gelegt, und nicht jeder wurde
davon wie Wulff vom Thron gepustet. Die guten Sitten sind ein
Fundament des friedlichen und gerechten Zusammenlebens. Was sich
gehört und was nicht, muss von Generation zu Generation weitergegeben
werden. Misslingt das auf Dauer, müssten ungeschriebene Gesetze
tatsächlich geschrieben werden, ist das Gemeinwesen am Ende. Und so
muss sich einjeder von seinem Gewissen leiten lassen. Wulff muss sich
selbst Kläger, Angeklagter, Verteidiger und Richter sein - am Abend,
wenn er vor dem Spiegel steht. Vermutlich hat er bei diesen inneren
Dialogen zu viel Milde walten lassen. Daran kann auch das Landgericht
in Hannover nichts ändern, einerlei, zu welchem Urteil es kommen mag.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
496993
weitere Artikel:
- RNZ: Wulff musste gehen Heidelberg (ots) - Durch seinen Amtsverzicht hat der ehemalige
Bundespräsident jenseits der rechtlichen Aufarbeitung bereits die
Höchststrafe angetreten. Und kaum war er aus dem Amt, entbrannte eine
Debatte, ob auch Bundespräsidenten, die selbst verschuldet
ausscheiden, Anspruch auf das hohe Jahressalär bis zum Lebensende
haben. Viel tiefer geht es nicht mehr im Leben eines Politikers. Und
doch sollte man jetzt nicht den Fehler begehen, aus Mitleid über alle
Makel des Gestürzten hinwegzusehen. Wulff immer noch Bundespräsident?
Das mehr...
- RNZ: Fehler im System - Kommentar zum Urteil gegen den TÜV Rheinland Heidelberg (ots) - Es geht bei dem Skandal um das wichtigste Gut
des Menschen: die Gesundheit. Wortklaubereien, wie der TÜV sie
betreibt, sind da fehl am Platz. Er beruft sich darauf, nicht die
Implantate selbst, sondern nur die Herstellung anhand von Papieren
zertifiziert zu haben. Doch selbst belastende Unterlagen hat es beim
Produzenten PIP gegeben. Dass sie unbemerkt vor dem TÜV versteckt
werden konnten, ist der Prüfstelle anzulasten. Sie hatte ihre
Kontrollen stets Tage im Voraus angekündigt - genug Zeit, um eine
Täuschung mehr...
- Lausitzer Rundschau: Genossen in Therapie
Zum Bundesparteitag der SPD in Leipzig Cottbus (ots) - Sechs Wochen dümpeln die Koalitionsverhandlungen
in Berlin jetzt schon vor sich hin. In großen Runden, Arbeitsgruppen
und kleinen Untergruppen. Und als wäre das noch nicht nervig genug,
wird der Regierungsbildungsprozess nun auch noch von einem
SPD-Parteitag gestört. So mögen die meisten Bürger denken. Die
Wahrnehmung vieler Sozialdemokraten ist jedoch eine andere. Am 22.
September hat die Partei das zweitschlechteste Bundestagswahlergebnis
ihrer Geschichte eingefahren. Und das, obwohl man doch angeblich das
beste mehr...
- Südwest Presse: Kommenar zum ASYLRECHT Ulm (ots) - Was den Innenministern der EU einvernehmlich nicht
gelingen will, hat nun der Europäische Gerichtshof in die Wege
geleitet: eine fairere Lastenverteilung zwischen den Staaten am
Südrand der EU und jenen im Zentrum. Zwar hat das Gericht die
sogenannte Dublin-II-Regelung, wonach der EU-Staat den Asylantrag
eines Flüchtlings zu überprüfen hat, den Schutzsuchende als erstes
erreichen, nicht außer Kraft gesetzt, doch das Gericht hat die
Verordnung etwas der Realität angepasst. Denn in der Regelung
spiegelt sich bisher eine mehr...
- Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur SPD Bielefeld (ots) - Sigmar Gabriel hat 478 von knapp 600 Delegierten
der SPD aus ganz Deutschland beim Parteitag hinter sich versammelt.
Seine Wiederwahl und die Kooperationsbereitschaft der Genossen
gestern in Leipzig dürfen ihn hoffen lassen, dass genügend der 470
000 Parteimitglieder Mitte Dezember dem Koalitionsvertrag zustimmen.
Fast wie bei einer Werbeverkaufsveranstaltung haben sich alle
Vorstandsmitglieder und viele Redner in einer dreieinhalbstündigen
Aussprache für den Eintritt in eine Regierung Merkel ausgesprochen.
Peer mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|