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Westfalenpost: Nicht für Hunger zuständig Von Stefan Pohl

Geschrieben am 08-12-2013

Hagen (ots) - Es geht also doch. Multilaterale Absprachen über
Handelserleichterungen sind möglich. Das bedeutet für die Unternehmen
weniger Bürokratie und damit weniger Kosten. Weniger Belege,
Zertifikate, Formblätter. Der Handelsverband BGA schätzt, dass heute
noch jedes Handelsgeschäft im Schnitt 25 Personen beschäftigt und 40
Dokumente erfordert. Das ist zu viel.

Deutschland ist als ehemaliger Export-Weltmeister mit einem
geschätzten Plus von 60 Milliarden Euro in fünf Jahren
Haupt-Profiteur der überraschenden Einigung von Bali. Neun Millionen
Arbeitsplätze stehen und fallen hierzulande mit den Ausfuhren, die
immerhin ein Volumen von über einer Billion Euro aufweisen. Die
deutsche Wirtschaft ist daher existenziell an einem möglichst freien
Welthandel interessiert.

Aber das Abkommen darf und sollte nicht nur durch die Brille der
reichen Industriestaaten betrachtet werden. Auch die
Entwicklungsländer sind eingebunden, was für deren Integration in den
Welthandel besser ist, als durch mögliche zweiseitige Abkommen
wirtschaftlich starker Länder benachteiligt zu werden. Der geplante
Pakt zwischen der EU und den USA hätte so ein Beispiel werden können.

Das nimmt der Kritik am Abkommen von Bali etwas die Schärfe, kann
sie aber nicht entkräften. Es ist nur zustande gekommen, weil Indien
Grundnahrungsmittel zur Versorgung Armer als Ausnahme-Tatbestand
weiter subventionieren darf. Andere Lebensmittel sind davon
ausgeschlossen. Kein anderes Land darf künftig noch in eigener Regie
durch Subventionen Hunger bekämpfen. Das ist die Kehrseite der
glänzenden Medaille. Die WTO fühlt sich für Freihandel zuständig,
nicht für Hunger.



Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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