Hagen (ots) - Man sollte ja meinen, im chronisch geschwätzigen
Berliner Politikbetrieb sei so etwas nicht mehr möglich. Aber
tatsächlich haben die Parteichefs Merkel, Gabriel und Seehofer mit
der Benennung der Kabinettsmitglieder einige echte Überraschungen
platziert, bevor diese über die Medien weitergetuschelt werden
konnten. Das ist zum einen für diejenigen Journalisten ein bisschen
peinlich, die alles schon vorher genau zu wissen meinten. Es ist aber
vor allem ein wichtiges Signal: Die Drei vertrauen sich sehr. Und zur
Professionalität im politischen Geschäft gehört es nun einmal, in
wirklich wichtigen Fragen auch einmal den Mund halten zu können.
Insofern hat diese Große Koalition einen guten
Start.
Selbst die drei Dutzend Abweichler aus den Reihen
von Union und SPD, die einer Kanzlerin Merkel nicht ihre Stimme geben
wollten, muten harmlos an. Zu überwältigend ist die Mehrheit und zu
überschaubar die Zahl derer, die aus der Fraktionsdisziplin
ausscherten. Das klare Votum der SPD-Mitglieder mag dazu beigetragen
haben, dass sich mancher Gegner der Großen Koalition parteikonform
verhalten wollte und mitstimmte. Allerdings sollte nicht unterschätzt
werden, dass es auch unionsseitig Gegner der neuen Ehe gibt, die da
mit ziemlichem Widerwillen geschlossen wurde. Liebe wird das nicht
mehr, aber vielleicht Zuneigung.
Wichtiger als der Start
sind aber die Chancen dieser Koalition - und dass sie genutzt werden.
Die Kanzlerin hat vom Bundespräsidenten den klaren Auftrag bekommen:
Machen Sie etwas mit dieser Mehrheit! Verändern Sie die Dinge, die
auch in Deutschland verändert werden müssen. Das kann die Kanzlerin
in dieser Koalition leichter als in den beiden vorherigen. Merkel
Mach 3.
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