(Registrieren)

Westfalenpost: Kopftuch-Urteil

Geschrieben am 24-09-2014

Hagen (ots) -

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass
es alle Jahre wieder Streit darum gibt, was kirchliche Einrichtungen
von ihren Mitarbeitern verlangen dürfen - und was nicht. Meist geht
es um die Frage, wie weit sie in das Privatleben der Beschäftigten
hineinregieren dürfen. Noch gut in Erinnerung ist der Fall eines
Chefarztes, der nach der Scheidung jahrelang mit seiner neuen
Freundin zusammenlebte. Doch als er sie heiratete, also eine zweite
Ehe einging, kündigte ihm die katholische Klinik - musste ihn nach
dem Urteil des Erfurter Bundesarbeitsgerichts aber wieder anstellen.
Der Klage einer Muslimin allerdings, die mit Kopftuch im Krankenhaus
arbeiten wollte, hat dasselbe Gericht nun nicht
stattgegeben.

Nun kann man einwenden, dass es eigentlich
völlig egal sein sollte, ob eine Krankenschwester ein Häubchen oder
ein Tuch auf dem Kopf trägt, solange sie den Patienten hilft, sie
wäscht, pflegt, gut betreut. Man mag auch überlegen, ob es sich eine
Klinik in Zeiten des Pflegemangels leisten kann, Fachkräfte zu
vergraulen. Schlau ist das Vorgehen vermutlich nicht.

Und
doch erscheint das Urteil in diesem Fall gerechtfertigt und nicht als
ein Zeichen von Intoleranz. Denn schließlich hat die evangelische
Kirche sich hier nicht in das Privatleben der Mitarbeiterin
eingemischt. Sie hat nicht von ihr verlangt, das Kopftuch in ihrer
Freizeit abzulegen. Sie hat nur gefordert, es nicht während der
Arbeitszeit zu tragen. Von einer evangelischen Klinik zu verlangen,
ein solch öffentliches Bekenntnis zum muslimischen Glauben zu dulden
- das wäre wohl so, als ob man von den Sozialdemokraten erwartete,
einen Mitarbeiter zu halten, der bei Wahlkämpfen im T-Shirt mit
CDU-Aufdruck auftritt.





Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

548851

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Hilfsbereite Soldaten Ravensburg (ots) - Wer hätte mit solch einer Welle der Hilfsbereitschaft gerechnet? Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen ließ anfragen, wer denn unter den Ärzten und Sanitätern der Bundeswehr bereit sei, in einem Feldlazaratt in Westafrika Ebola-Infizierten zu helfen. Gemeldet haben sich bis Mittwochnachmittag bis zu 2000 Freiwillige, Männer und Frauen, die für einige Wochen in Liberia oder Sierra Leone helfen wollen. Was als vorsichtiger Versuchsballon der umstrittenen Ministerin gemeint gewesen sein könnte, mag mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Inzest und Schwachsinn = Von Reinhold Michels Düsseldorf (ots) - Eine Gesellschaft, die keine Tabus mehr kennt, mag sich in ihrer Erz-Liberalität vor dem Spiegel drehen und selbst gefallen; eine Zukunft hat sie nicht. Eine knappe Mehrheit des dem Namen seiner Mitglieder nach renommierten Ethikrates meint, das Strafrecht sei nicht dazu da, gesellschaftliche Tabus zu bewahren. Ja, wozu ist es sonst da? Die Strafbarkeit von Angriffen gegen Leben, körperliche Unversehrtheit, Eigentum drückt ein gesellschaftliches Unwerturteil über bestimmte Handlungen aus, die "im Namen des Volkes" mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Osten bleibt am Tropf = Von Birgit Marschall Düsseldorf (ots) - Nur die Hälfte der Westdeutschen sieht die Wiedervereinigung heute positiv, lautet der traurige Befund einer Umfrage anlässlich des Jahresberichts zur deutschen Einheit. Viele Westdeutsche sind zu Recht der Meinung, dass ihre Region vernachlässigt worden ist. Doch hat das mit dem Aufbau Ost weniger zu tun als mit einer verfehlten Schwerpunktsetzung in der Haushaltspolitik des Bundes und der westdeutschen Länder, die ihre Investitionen hätten aufstocken können und müssen. Die bereits gesunkene Ost-Förderung wird mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Beim Kopftuch die Kirche im Dorf lassen = Von Martin Bewerunge Düsseldorf (ots) - Nicht alles, was rechtlich statthaft ist, stellt sich am Ende auch als klug heraus. De jure darf von Arbeitnehmern in kirchlichen Einrichtungen erwartet werden, dass sie mit deren Glaubens- und Moralvorstellungen übereinstimmen, zumindest sich der Neutralität verpflichten. Wem aber de facto damit gedient ist, dass eine muslimische Krankenschwester in einem evangelischen Krankenhaus nur dann Wunden versorgen, Medikamente verabreichen oder Bettpfannen leeren darf, wenn sie zuvor ihr Kopftuch abgelegt hat, lässt mehr...

  • Badische Neueste Nachrichten: Googlephob? - Kommentar von Klaus GASSNER Karlsruhe (ots) - Uber ist nur ein kleines Licht, allenfalls ein Synonym für weitreichendere Marktentwicklungen, die von Silicon Valley aus betrieben werden - ein Ort, an dem die herkömmlichen Denkmuster völlig in Frage gestellt werden. Was dort erdacht wird, zerstört viel und baut manches neu auf. Tradition und Sicherheit mögen auf der Strecke bleiben, bestenfalls aber schafft der Prozess neue Bequemlichkeit. Man kann diese Goldgräberstimmung neoklassisch nennen. Oder turbokapitalistisch. Oder fortschrittsorientiert. Auf alle Fälle mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht