(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu South Stream

Geschrieben am 02-12-2014

Bielefeld (ots) - Putin blufft. Der russische Präsident bedient
sich der Instrumente, die die immer erdrückendere Lage für sein Land
vergessen machen sollen: Drohungen mit und ohne Militär,
Gegenmaßnahmen für EU-Sanktionen, mit denen er sich mehr schadet als
den Europäern. Und nun die Absage eines Projektes, dessen
Aufkündigung sich Moskau nicht leisten kann. Es ist ohne Übertreibung
das Strampeln eines Politikers, der den durchaus richtigen Eindruck
zu vertreiben versucht, dass der Westen dem einstigen Riesenreich
entschlossen die Stirn bietet. Die Strafmaßnahmen treffen die
Wirtschaft, gestern hat die Nato unbeirrt die Stationierung weiterer
Truppen im Osten der Allianz vereinbart. Und nicht einmal die
machtvoll gemeinte Rhetorik zum Ende des South-Stream-Projektes
versetzt die EU in Aufregung. Es mag ja sein, dass der Kreml-Chef die
internationale Isolation, die er wegen der Ukraine-Krise hinnehmen
muss, wegwischen kann. Doch die schleichende Entmachtung Russlands
auf wirtschaftlichem Gebiet ist ein Fakt, den die Menschen zu Hause
zu spüren bekommen. Und sie merken auch, dass Putins Machtlosigkeit
wächst. Tatsächlich hat sich die EU gegen die Pipeline über Bulgarien
gewehrt. Aber nicht weil dieses Vorhaben den frisch gebackenen
ukrainischen Partner ausklammert, sondern weil der Gazprom-Konzern
unter Umgehung der europäischen Marktgesetze versucht hat, seinen
Einfluss auf die Energieversorgung auszudehnen. In Moskau dachte man,
EU-Recht sei nur für europäische Wettbewerber da. Ein Irrtum. Putin
zieht Konsequenzen, die Brüssel schon lange eingeleitet hat.
Russlands Führung wollte dem Westen einen Schlag zufügen und traf ins
Leere. Dass die Gemeinschaft an Stärke und Selbstsicherheit gewonnen
hat, liegt vor allem an ihrer Geschlossenheit. Zwar erfreuen sich die
Sanktionen gegen Moskau nicht gerade überschäumender Beliebtheit.
Aber es gab bisher kaum eine EU-Regierung, die für die eigentlich
versprochene, vorzeitige Beendigung der Strafen eintrat. Zu deutlich
ist ihre Wirkung erkennbar. Putins Reaktionen sprechen Bände. Ohne
Rückkehr auf den Boden des Völkerrechtes wird er den Schaden, den
sein Volk nimmt, nicht wieder reparieren können. Nicht mehr und nicht
weniger erwartet die EU. So bleiben die Auftritte des Präsidenten
bizarre Show-Acts, die irgendwie wieder vorbei sind, wenn das
Scheinwerferlicht erlischt. Dass Moskau mit dem Pipeline-Poker noch
einmal versucht, die Energie-Karte zu ziehen, dokumentiert, wie wenig
man die Befindlichkeit der EU-Mitgliedstaaten verstanden hat. Dort
braucht man zwar sibirisches Gas, aber nur noch einige Jahre. Dann
wird man es ersetzen können. Das ergibt eine denkbar kurze
Bewährungsfrist für Russland, um sich als unverzichtbarer
ökonomischer Partner aufzustellen, der nicht nur das Völkerrecht,
sondern auch die europäischen Spielregeln ernst nimmt.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

556608

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Nach uns die Sintflut Bundesrechnungshof kritisiert Wolfgang Schäubles Haushalt Cottbus (ots) - Was haben die Maut von Alexander Dobrindt und die "schwarze Null" von Wolfgang Schäuble gemeinsam? Beide Minister lassen sich bei ihren Prestige-Projekten offenbar von der Devise "Nach uns die Sintflut" leiten. Während Dobrindts Versprechen, deutsche Autofahrer durch die geplante Abgabe nicht zusätzlich zu belasten, allerhöchstens für die laufende Wahlperiode gilt, könnte auch Schäubles ausgeglichener Etat ein Verfallsdatum haben. Bislang wurde an seiner "schwarzen Null" nur von der Opposition herumgemäkelt. So funktioniert mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Peter Mlodoch zur Y-Trasse Bremen (ots) - Ein Dialog-Prozess soll's nun richten. Nach mehr als zwei Jahrzehnten Hickhack um die Y-Trasse setzen Bahn und das Land Niedersachsen auf ein umfangreiches Beteiligungsverfahren, um doch noch irgendeine Art neue Schienenverbindung zwischen den drei norddeutschen Metropolen Hannover, Bremen und Hamburg zustande zu bringen. Y darf das Ding nicht mehr heißen. Und es soll nicht mehr ein paar Minuten Zeitgewinn für Zugpassagiere bringen, sondern den wachsenden Güterverkehren dienen. Wenn es damit klappt, würde es mehr...

  • Weser-Kurier: Kommentar von Mirjam Moll zur South Stream-Pipeline Bremen (ots) - Auf die Ankündigung aus Moskau, das Gemeinschaftsprojekt South Stream aufzugeben, hat kaum jemand reagiert. Warum auch? Einen Grund zur Aufregung gibt es nicht. Wladimir Putins Gebärde ist eine leere Drohung. Aus dem Vertrag mit der Union auszusteigen, kann sich Russlands Präsident gar nicht leisten. Längst haben die Sanktionen im Zuge des Ukraine-Konflikts ihre Wirkung entfaltet, gerade haben die USA die EU zu Gesprächen über eine Verschärfung der Repressalien gebeten. Russland boykottiert im Gegenzug Exportprodukte mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Putins Stopp Regensburg (ots) - Noch vor wenigen Jahren wurden für Europa mehrere neue Gasprojekte geplant. Milliardenvorhaben wie die Nabucco-, die White-Stream- und die South-Stream-Pipeline sollten Erdgas aus Russland und Zentralasien nach Europa liefern. Politiker und Lobbyisten dachten, damit nicht nur die wirtschaftlichen Kontakte zu Russland und früheren GUS-Staaten zu intensivieren, sondern auch die politischen Beziehungen zu verbessern. Diese Überlegungen sind spätestens seit dem Ukraine-Konflikt hinfällig. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Immer wieder reformiert Regensburg (ots) - Von Reinhard Zweigler Als der Eiserne Kanzler Otto von Bismarck vor 125 Jahren das Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz auf den Weg brachte, tat er das nicht zuletzt, um die aufmüpfige Arbeiterbewegung und ihre politische Speerspitze, die Sozialdemokratie, zu besänftigen beziehungsweise im Zaum zu halten. Seither hat das beispielgebende deutsche Rentensystem vor allem deshalb überlebt, weil es immer wieder reformiert wurde. Unter Konrad Adenauer wurde die Rentenversicherung zu einem Umlagesystem umgebaut, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht