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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Steigende Kosten für Eingliederungshilfe Preis der Freiheit HUBERTUS GÄRTNER

Geschrieben am 29-12-2014

Bielefeld (ots) - Wer über Hilfen für Behinderte spricht, landet
bisweilen beim Geld. Doch das ist der falsche Ansatz. Denn, daran sei
erinnert: Die Tatsache, dass es in Deutschland immer mehr Menschen
gibt, die wegen einer dauerhaften schweren geistigen, körperlichen
oder seelischen Beeinträchtigung Anspruch auf sogenannte
Eingliederungshilfen haben, ist nicht nur dem medizinischen
Fortschritt zu verdanken, sondern auch dem Ende der Naziherrschaft.
Unter Hitlers Terrorregime sind Behinderte zu Zigtausenden ermordet
worden. Heute dagegen können viele in Ruhe alt werden. Das ist
wahrlich ein Anlass, um dankbar zu frohlocken. Die jährlichen
Steigerungsraten bei der Eingliederungshilfe sind also ein "Preis der
Freiheit", den wir alle gerne zahlen sollten. Außerdem misst sich die
Humanität einer Gesellschaft immer daran, wie sie mit ihren
schwächsten Mitgliedern umgeht. Ein Satz, der auf Flüchtlinge und
Behinderte gleichermaßen zutrifft. Ebenso wahr ist allerdings auch,
dass die Kommunen die Milliarden für die Eingliederungshilfe nicht
mehr alleine schultern können. Hier schlummert ein bislang kaum
bekannter Sprengsatz. Der Bund steht in der Pflicht, für mehr
Entlastung zu sorgen. Bislang hat er sich dieser Aufgabe trickreich
und beharrlich entzogen. Zu hoffen bleibt, dass sich das mit dem
neuen Bundesteilhabegesetz ändern wird. Tatsache ist zudem, dass
Deutschland zur Erfüllung der UN-Behindertenrechtskonvention noch
einigen Nachholbedarf bei der Inklusion hat. Beim Wohnen, bei der
Arbeit und auch in der Freizeit sind die Rechte der Behinderten bei
weitem noch nicht alle erfüllt. Um das zu erreichen, wird wohl noch
mehr Geld nötig sein als bislang. Doch das allein reicht nicht. Es
ist ein allgemeines Umdenken notwendig. Für einen etwas sparsameren
Einsatz der öffentlichen Mittel könnten wir sorgen, wenn wir uns
ehrenamtlich mehr engagierten. Inklusion ist nicht nur etwas für
Experten. Sie geht uns alle an.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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