(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Mehr Videoüberwachung im Land Düstere Perspektive Jörg Rinne

Geschrieben am 27-12-2016

Bielefeld (ots) - Ein Blick auf Berlin Ende 2016: Ein Lkw rast
über den Weihnachtsmarkt und hinterlässt eine Spur des Todes, eine
junge Frau wird völlig unvermittelt brutal von hinten von einer
Rolltreppe getreten, ein Obdachloser entgeht in einer U-Bahn-Station
nur knapp einem Brandanschlag. Drei Fälle, die die Stadt, das Land
aufgerüttelt haben. Nach derartig spektakulären Anschlägen oder
Straftaten werden schnell harte Konsequenzen gefordert. Aktuell
diskutiert Deutschland über das Für und Wider von mehr
Videoüberwachung. Im Kern geht es dabei um die Frage, ob mehr Kameras
mehr Sicherheit bringen? Und rechtfertigt dies einen Eingriff in die
Grundrechte eines jeden Bürgers? Für die Bevölkerung scheint die
Sache klar zu sein: Eine Mehrheit von 60 Prozent ist für mehr Kameras
in öffentlichen Räumen, wie die Umfrage eines
Meinungsforschungsinstitutes ergab. In Großbritannien ist die
großflächige Videoüberwachung seit Langem gängige Praxis. Wer
beispielsweise in London lebt, der weiß, dass er an fast jeder Ecke
von einer Kamera gefilmt wird - ganz gleich, ob im Supermarkt, in der
U-Bahn oder auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Am Nutzen gibt es
aber Zweifel. Zwar gelingt immer wieder einmal - wie auch in Berlin -
die Identifizierung einzelner Täter, der Anteil der Kamerabilder an
der Gesamtaufklärung ist aber überraschend gering. So weist eine
Statistik aus dem Jahr 2008 auf, dass nur drei Prozent aller
Straftaten in London durch Videoaufnahmen aufgeklärt werden konnten.
Zweifel kommen zudem auch am präventiven Nutzen auf. Das gerade gilt
auch für Berlin: Der tödliche Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt wäre
durch Videoüberwachung nicht verhindert worden. Und doch stellt sich
die Frage, ob die Kameras dazu geführt hätten, die Fahndung zu
verbessern. Diese Debatte müssen wir trotz der Erfahrungswerte aus
Großbritannien in Berlin, in Köln und in Bielefeld führen. Und zwar
nach belastbarer Überprüfung. Und trotz aller Sorgen, die uns
umtreiben, dürfen wir die warnenden Visionen eines George Orwell
nicht vergessen. Um ein subjektives Sicherheitsempfinden zu schaffen,
wird jede Anonymität dort abgeschafft. Sein düsterer Roman "1984",
der die Folgen eines totalitären Überwachungsstaates beschreibt, darf
keine Blaupause für das 21. Jahrhundert werden.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westf?lische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

605482

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar / Neuer Euro-Regelbruch = Von Antje Höning Düsseldorf (ots) - Regeln, die Europa sich gibt, sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. Und wer als Bankmanager zocken oder als Staats-Chef prassen will, kann das weiter tun. Am Ende gibt es wehrlose Steuerzahler, die die Zeche zahlen. Das ist die Lehre aus dem dicken Buch zur Euro-Krise, dessen jüngstes Kapitel von der Krise der italienischen Banken handelt: Seit Jahren häufen sie faule Kredite auf, was bedeutet, dass Bankmanager zu leichtfertig mit anvertrauten Geldern umgegangen sind. Seit Jahren unterlässt es mehr...

  • Westfalenpost: Kein Schicksal / Kommentar von Ilka Wiese zur Einsamkeit im Alter Hagen (ots) - Kaum vorstellbar, einen ganzen Tag nicht zu sprechen. Weil da niemand ist, der zuhört. Weil da niemand ist, der antwortet. Für viele alte Menschen gehört Einsamkeit zum Alltag. Deshalb drücken sie den Hausnotruf, um wenigstens einmal am Tag eine Stimme zu hören. Für die Einsamkeit im Alter gibt es viele Ursachen: Die Menschen leben länger, weil die medizinische Versorgung besser geworden ist. Die Anzahl der Single-Haushalte steigt, weil Ehepartner sterben oder es nie einen Partner gab. Die Familie lebt weit verstreut mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Transparent sponsern = Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - Natürlich darf eine Landesregierung auch mal eine Feier veranstalten. Das kann sie umso unbeschwerter tun, je weniger dafür Steuergelder benötigt werden. NRW lädt alljährlich in seine Berliner Landesvertretung zum Sommerfest ein. Wie aus den neuesten Zahlen hervorgeht, sind dafür im vergangenen Jahr rund 300.000 Euro von Unternehmen gespendet worden. Sponsoren und Summen hat das Innenministerium in einer Liste verzeichnet, die für jedermann einsehbar ist. Diese Transparenz ist vorbildlich. Alles andere schafft mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Merkels Sprache in Zeiten des Terrors = Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Ein Video findet in diesen Tagen große Resonanz im Internet: Wie Deutschlands Regierungschef wenige Stunden nach dem jüngsten Terroranschlag seinen "tiefen Zorn" ausdrückt, wie er ankündigt, dass der Staat "mit aller Härte" darauf reagieren wird, und wie er die Arbeit der Polizisten herausstellt, die alle seine "persönliche Rückendeckung" hätten. So sprach Helmut Schmidt nach der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im Herbst 1977. 39 Jahre später wieder ein Terroranschlag, nun gleich drei Kanzler-Statements mehr...

  • Westfalenpost: Terror - und die Folgen für unbescholtene Bürger / Kommentar von Martin Korte zu den Folgen des Anschlags in Berlin Hagen (ots) - Es muss nicht schlecht sein, wenn Politiker sich Gedanken machen. Nach dem Anschlag von Berlin haben die Damen und Herren, die die Geschicke unseres Landes lenken, eine Menge Forderungen auf den Tisch gelegt. Ein gewaltiges Brainstorming. Und so sollte es auch beurteilt werden: als Liste von Vorschlägen, die eine demokratische Gesellschaft nun besonnen diskutieren sollte, um anschließend (!) Entscheidungen zu fällen. Unter dem Strich steht fest: Wir werden den Terrorismus nicht bekämpfen können, ohne dabei die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht