(Registrieren)

Weser-Kurier: Über den Streit zwischen den USA und Israel schreibt Thomas Spang:

Geschrieben am 30-12-2016

Bremen (ots) - Die Kontroverse um John Kerrys Kritik an der
Siedlungspolitik ist das Ausrufezeichen hinter acht schwierigen
Jahren im Verhältnis zwischen Israel und den USA. Sie kann aber auch
als Fanal für eine dramatische Kurswende verstanden werden, vor deren
Konsequenzen der scheidende US-Außenminister eindringlich warnen
wollte. Auf dem Spiel steht nicht weniger als die Zukunft der
Zweistaaten-Lösung selbst, an deren Durchsetzung der unermüdliche
Kerry gescheitert war. Nun verschaffte er seinem Frust über die
mangelnde Kompromissbereitschaft der israelischen Likud-Regierung
öffentlich Luft. Sein Fazit: Die Siedlungspolitik Benjamin Netanyahus
mache es praktisch unmöglich, zwei lebensfähige Staaten zu schaffen.
Eine Annexion des Westjordanlandes stellte Israel vor die Wahl,
entweder jüdisch oder demokratisch zu sein. Die Fakten sind klar. Ein
Anschluss der besetzten Gebiete bedeutete ein Anwachsen der
arabischen Bevölkerung in Israel von 1,7 Millionen Menschen auf 6,3
Millionen. Damit bestünde in einem Groß-Israel schon heute ein
Gleichgewicht zwischen Juden und Arabern. Dank der höheren
Geburtenrate würde es aber auch ohne den Anschluss des Gaza-Streifens
nur wenige Jahre dauern, bis die Palästinenser in Israel die Mehrheit
stellten. Nur eine Verweigerung der vollen Bürgerrechte könnte
politische Konsequenzen aus den demografischen Trends verhindern.
Doch genau darauf scheint die israelische Rechte hinzuarbeiten und
versucht, Donald Trump dabei zu ihrem Verbündeten zu machen. "Bleib
stark Israel", schaltete sich der künftige US-Präsident via Twitter
in die Kerry-Kontroverse ein. "Der 20. Januar kommt in großen
Schritten näher." Aus Sicht Netanyahus geht das Kalkül bisher auf.
Trump hat mit David M. Friedman einen orthodoxen Juden zum
Botschafter in Israel nominiert, der die Idee einer
Zweistaaten-Lösung ablehnt. Im Gespräch für das Amt des
US-Vizeaußenministers ist John Bolton, der in einem Meinungsbeitrag
für das Wall Street Journal ins selbe Horn stieß. Darin entfaltete
Bolton die Vision der Rechten in Israel, die mit einer Annexion des
Westjordanlandes liebäugelt. Ginge es nach den extremen Vertretern
der Netanyahu-Koalition würden die Palästinenser aus den
angeschlossenen Gebieten nach Jordanien gedrängt und der
Gaza-Streifen von Ägypten kontrolliert. Vor diesem Hintergrund lässt
sich die Kerry-Rede, wie die New York Times so treffend schreibt, als
"Requiem für die Zweistaaten-Lösung" interpretieren. Eine Sorge, die
Israel-Kenner wie der renommierte Kolumnist Thomas Friedman teilen.
Er warnt den künftigen US-Präsidenten davor, sich von Netanyahu vor
den Karren spannen zu lassen. Eines Tages werde Trump aufwachen und
entdecken, wie er an der Seite Netanyahus zum Mitbegründer eines
Israels geworden sei, das nicht länger jüdisch oder nicht mehr
demokratisch ist.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

Original-Content von: Weser-Kurier, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

605679

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar In 2017 gefragt: Die neue Mitte Ein gutes Jahr Thomas Seim Bielefeld (ots) - Das neue Jahr ist ein Super-Wahljahr und verspricht, besonders spannend zu werden. Vor allem natürlich bei der Bundestagswahl in Deutschland und zuvor bei der Landtagswahl in NRW. Eine noch wichtigere Wahl allerdings findet schon vorher statt: Am 23. April und 14 Tage später am 7. Mai wählen die Franzosen ein neues Staatsoberhaupt. Damit entscheidet sich weit mehr als die Nachfolge des weitgehend erfolglosen François Hollande. In Frankreich nämlich steht Anfang Mai die Zukunft Europas auf dem Spiel - und damit auch mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar CSU für verschärfte Flüchtlingspolitik Vorschlags-Inflation Ralf Müller, München Bielefeld (ots) - Natürlich hatten es die Christsozialen so nicht gewollt, aber der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat der bevorstehenden Winterklausur der CSU-Landesgruppe im Bundestag gehörig Aufmerksamkeit verschafft. Seit Tagen feuern die Christsozialen einen Vorschlag zur Verbesserung der Sicherheitslage und zur Verschärfung des Asylrechts nach dem anderen ab. Die meisten Vorschläge sind nicht neu. Dazu gehört auch die Forderung, an den Grenzen "Transitzentren" zu errichten, in denen jene Flüchtlinge festgehalten mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Jahreswechsel Bielefeld (ots) - Blickt man auf die Herausforderungen in Deutschland, aber auch europa- und weltweit könnte einem Angst und Bange werden. Es mangelt nicht an Baustellen. 2017 werden bestimmt noch einige dazukommen. Ruhige Zeiten? Das war einmal... Deutschland ist längst keine Insel mehr. Der Krieg in Syrien hat uns das vor Augen geführt. Die Folgen werden Deutschland und Europa noch jahrzehntelang beschäftigen. Globalisierung und Digitalisierung verändern die Welt so schnell, dass wir vor lauter Herausforderungen den Überblick mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Martin Schulz und die Kanzlerkandidaten-Frage der SPD / Abwarten und Tee trinken Cottbus (ots) - Alle paar Tage wird darüber spekuliert, ob Martin Schulz nun Kanzlerkandidat der SPD wird, ob er noch will, darf, soll. Oder dass doch bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr Parteichef Sigmar Gabriel ins Rennen geht, weil er qua Amt das erste Zugriffsrecht hat, weil er nicht noch einmal einem anderen den Vortritt überlassen kann. Die muntere Kaffeesatzleserei, bei der manches Medium mal so und mal so berichtet, wird zunehmend lächerlich. Abwarten und Tee trinken. Die SPD hat sich ihren Fahrplan gegeben. Punkt. Den mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zur Frage Gabriel oder Schulz Stuttgart (ots) - Vieles deutet darauf hin, dass die SPD um Sigmar Gabriel nicht herumkommt. Dem SPD-Chef ist in den vergangenen Wochen einiges gelungen. Seine Reihen - so gut das in der SPD möglich ist - scheinen geschlossen. Ein Verzicht auf die Kandidatur käme da einer persönlichen wie politischen Kapitulation gleich, einem frühen Eingeständnis der Aussichtslosigkeit. Schulz seinerseits wird erkannt haben, dass er noch nicht stark genug ist, um Gabriel herauszufordern - und zudem seine Position zu schwach wäre, sollte er bei einem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht