Westfalenpost: Harald Ries zum Anschlag von London
Geschrieben am 19-06-2017 |
Hagen (ots) - Der Anschlag auf Muslime vor einer Londoner Moschee
ist genau das, was sich die islamistischen Terroristen erhoffen: Der
Feind begibt sich auf ihr Niveau. Der Krieg zwischen dem Islam und
dem Rest der Welt, den sich IS und Konsorten wünschen, kann beginnen.
So hätten sie es gern. Weil die wenigen Fanatiker glauben, dann einen
Teil der vielen friedlichen, vernünftigen Muslime auf ihre Seite
ziehen zu können. Denn um die geht es ihnen in erster Linie. Aber
natürlich befindet sich die Front nicht dort. Die Trennlinie verläuft
nicht entlang der Religionsgrenzen, zwischen Gläubigen und
Nichtgläubigen oder zwischen Menschen, die einverstanden sind mit dem
Zustand der Welt, und solchen, die ihn für ungerecht halten und
ändern wollen. Was uns in Wahrheit unterscheidet, ist: Achten oder
verachten wir anders Denkende und Glaubende? Halten wir unsere
Lebensweise für die einzig zulässige oder für eine unter mehreren
Möglichkeiten? Suchen oder vermeiden wir Gewalt? Ist uns ein
Menschenleben das höchste Gut oder ein beliebig verfügbares
Instrument? Die Terroristen sind isoliert. Aber sie sind nicht
isoliert genug. Es gibt Muslime, die Gewalt ablehnen, sich aber nicht
zur offenen Gesellschaft des Westens bekennen wollen, weil sie sich
ihrerseits von der abgelehnt fühlen. Und es gibt Irre, die glauben,
dem Abendland zu dienen, wenn sie Menschen angreifen, die aus einem
Gotteshaus kommen. Ersteres ist kein Verbrechen, aber schädlich. Denn
das kann Letztere auf den wirren Gedanken bringen, die Menschheit
steuere auf neue Religionskriege zu. Das ist falsch. Die einen stehen
auf der Seite der Zivilisation, die anderen draußen. Wenn die drinnen
zusammengehören wollen, können die draußen wenig ausrichten.
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Westfalenpost
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