Allg. Zeitung Mainz: Keine Ruhe / Mario Thurnes zur Sicherheit von Fußgängern
Geschrieben am 11-01-2019 |
Mainz (ots) - Die Kinder, die auf der Straße Fußball spielen - das
ist ein Klischeebild, das schon längst mit der Realität nichts mehr
zu tun hat. Zumindest nicht in den Städten. Viel zu dicht ist der
Verkehr, viel zu hoch das Risiko dort. Und auch das Bild vom
Fußgänger, der seine Wege für sich hat, droht eines zu werden, das
der Vergangenheit angehört. Denn die Fußgänger haben kaum noch einen
Platz für sich. Das gilt nicht nur in Städten. Selbst auf
Trampelwegen in Wäldern haben sie keine Ruhe mehr vor Sportradlern.
"Ich hab' doch geklingelt", ist noch das Netteste, was sie zu hören
bekommen, wenn sie nicht artig ins Gebüsch ausgewichen sind. Ist
Besserung für Fußgänger in Sicht? Nein. Im Gegenteil. Bei den
diversen "Verkehrswenden", die angekündigt werden, drohen sie hinten
runter zu fallen. Denn Radwege werden ausgebaut. Das ist
grundsätzlich richtig. Nur fehlt es dann halt oft an Platz - sodass
ohnehin schon zu enge Gehwege noch weiter beschnitten werden.
Eigentlich müsste das Thema stärker im Mittelpunkt stehen. Denn
zuallererst sind wir ja alle Fußgänger. Doch anders als aus dem Rad-
oder Autofahren macht nur eine Minderheit Gehen zum Teil des
Bewusstseins, der Identifikation. Existenziell aufs Gehen angewiesen
sind ältere Menschen. Und die haben es schwer, gehört zu werden in
einer Parteienlandschaft, in der "jünger werden" als erstrebenswertes
Ziel gesehen wird. So droht denn Gehen zu einer Art der Fortbewegung
zu werden, die nur noch für die Schwächeren der Gesellschaft
interessant ist - was aus vielen Gründen schade ist.
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Allgemeine Zeitung Mainz
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