Mittelbayerische Zeitung: Zerstörerische Kraftmeierei. Donald Trump setzt auf volle Konfrontation mit dem Iran. Der US-Präsident riskiert eine militärische Eskalation in der Region. Von Thomas Spang
Geschrieben am 06-05-2019 |
Regensburg (ots) - Die Ankündigung des Nationalen
Sicherheitsberaters der USA, John Bolton, den Flugzeugträger Abraham
Lincoln an den Persischen Golf zu schicken, ist das kleinere Problem.
Dieser war ohnehin schon auf dem Weg in die Region, deren
strategische Bedeutung auf der Hand liegt. Weil durch die Straße von
Hormus Öltanker rund ein Fünftel des weltweit gehandelten Rohöls
transportieren, kreuzen unweit von hier routinemäßig amerikanische
Kriegsschiffe. Die eigentliche Provokation der USA besteht in dem
Versuch, dem Iran den Ölhahn sprichwörtlich abzudrehen, um das Land
wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Außenminister Mike Pompeo
kündigte Ende April abrupt an, die bis dahin geltenden
Ausnahmegenehmigungen für die Sanktionen von Ölverkäufen aus dem Iran
für insgesamt acht Nationen aufzuheben. Damit dürfen der größte
Abnehmer, China, aber auch andere wichtige Kunden, wie Griechenland,
Indien, Italien, Japan, Südkorea, Taiwan und die Türkei, nun nicht
mehr ungestraft Rohöl in Teheran einkaufen. Der Schritt folgte genau
ein Jahr nach der einseitigen Aufkündigung des mühsam ausgehandelten
Atom-Abkommens mit dem Iran durch die Trump-Regierung. Weil sich die
Mullahs durch diesen Schritt nicht provozieren ließen, legte der
US-Präsident nach. Trump setzte sich über Warnungen aus dem Pentagon
und der Geheimdienste hinweg und stufte die "Iranischen
Revolutionsgarden" als "terroristische Organisation" ein. Ein
einmaliger Schritt gegenüber einer staatlichen Institution einer
souveränen Nation, dem Teheran damit begegnete, US-Truppen im
Mittleren Osten mit demselben Etikett zu versehen. Kritiker der
"Maximaler-Druck"-Kampagne der USA gegenüber dem Mullah-Regime
beanstanden zu Recht, dass diese strategisch nicht zu Ende gedacht
ist. Zum einen gibt es reichlich Erfahrungswerte, die zeigen, wie die
Hardliner im Iran Druck von außen instrumentalisieren, um ihre eigene
Macht zu festigen. Sie benutzen die Drohungen gegen das Land, an den
Durchhaltewillen der Bevölkerung zu appellieren und die Opposition
noch mehr zu unterdrücken. Zum anderen erlauben die USA dem Regime,
sich auf der internationalen Bühne als Opfer zu präsentieren.
Geschickt halten sich die Mullahs an die von Trump gebrochene
Atomvereinbarung und lassen dessen Regierung als Aggressor
erscheinen. Indem sich Trump in dem Konflikt zwischen Schiiten und
Sunniten in der Region vor den Karren der Saudis spannen lässt,
riskiert er nun, in einen "Krieg aus Versehen" hineinzuschlittern.
Mögliche Auslöser dafür gibt es viele. Von der Wiederaufnahme der
Uran-Anreicherung durch den Iran über Provokationen durch die von
Teheran unterstützte Hezbollah und Hamas bis hin zu einem Showdown an
der Straße von Hormus. Trump könnte vor die Entscheidung gestellt
werden, Nadelstiche der Mullahs durchgehen zu lassen oder sie mit
voller militärischer Gewalt zu vergelten. An dieser Stelle kommen die
Präsenz des Flugzeugträgers und der zusätzlich entsandten
Bomberstaffeln ins Spiel. Was die Situation aber allen voran
brandgefährlich macht, ist die fehlende Bereitschaft auf allen
Seiten, nach einem Ausgleich und nach Deeskalation zu suchen. Es ist
tragisch, dass Trump dem Atom-Abkommen keine Chance geben wollte und
stattdessen auf destruktive Kraftmeierei setzt. Auch deshalb kann das
Pulverfass im Mittleren Osten jederzeit in die Luft fliegen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
685084
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Zu wenig Schwimmkurse in OWL
Eltern in der Pflicht
Anneke Quasdorf Bielefeld (ots) - Wer in OWL ein Kind zur Einschulung schicken
will, das schwimmen kann, muss es am dritten Geburtstag für einen
Kurs anmelden oder später ordentlich draufzahlen. Der Grund: Es gibt
zu wenig Bäder, in denen die Vereine ihre Kurse abhalten können. Das
ist besorgniserregend und ärgerlich, weil Kommunen, Länder und Bund
seit Jahren um die Problematik wissen und das Bäderschließen trotzdem
munter weitergeht. Auch 2018 wurden bundesweit wieder 70
Schwimmstätten geschlossen, weil sie zu sanierungsbedürftig sind. Die
Folgen mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Artensterben endlich ernstnehmen Düsseldorf (ots) - Meeresschildkröten, Sumatra-Orang-¬Utans und
Schwebfliegen haben eines gemeinsam: Sie sind vom Aussterben bedroht
- und mit ihnen etwa eine Million weitere Tier- und Pflanzenarten.
Schuld ist der Mensch, der sie unter anderem aus ihrem natürlichen
Lebensraum verdrängt. Nicht nur in fernen Ländern sind die
Auswirkungen bereits zu sehen, sondern sie sind längst auch in
Deutschland spürbar. Hierzulande besonders erschreckend: Es gibt
bereits jetzt 70 Prozent weniger Insekten als noch vor 30 Jahren. Und
viele Vogelarten mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Israels Zerstörung Düsseldorf (ots) - Der Waffenstillstand kam mindestens so
überraschend wie zuvor der Angriff: Ein Wochenende lang waren mehr
als 600 Raketen auf Ziele in Israel abgeschossen worden; die
israelische Armee reagierte mit schweren Bombardements, bevor eine
Feuerpause ausgehandelt werden konnte. Was der Auslöser für die
Gewalt war, darüber wird seither gestritten. Die schleppende
Umsetzung der Zusagen, mit der Israel Ende 2018 der Hamas-Bewegung
schon einmal einen Waffenstillstand abgehandelt hatte? Der
bevorstehende ESC-Wettbewerb in mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Wirrkopf Trump Düsseldorf (ots) - Die neuerliche Eskalation im Handelsstreit
zwischen den USA und China lässt nichts Gutes ahnen. Donald Trump ist
ein ökonomischer Wirrkopf, der partout nicht zur Kenntnis nehmen
will, wie sehr Strafzölle auch der US-Wirtschaft schaden. Eine Lösung
im Handelsstreit zu finden, erfordert Geduld und
Verhandlungsgeschick. Trump dagegen hat nur mangelnde
Selbstbeherrschung und emotionale Aussetzer zu bieten. Das trägt ihm
in der öffentlichen Wahrnehmung immer wieder die Schuld ein,
unabhängig davon, dass die Chinesen mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Schlechtes Signal / Leitartikel von Theresa Martus zur Digitalisierung in Schulen Berlin (ots) - Kurzform: Wenn es im bisherigen Tempo weitergeht,
werde es 2034 sein, bis es an allen Schulen Klassensätze mit
Endgeräten für die Schüler gibt, sagt der Lehrerverband VBE. Da
werden dann Kinder ihren Abschluss haben, die jetzt noch nicht ihren
Namen schreiben können, und sie werden sich auf Berufe vorbereiten,
von denen wir einige jetzt noch nicht kennen. Wenn Bildungspolitik
eine Chance haben will, diese Kinder darauf vorzubereiten, dann
braucht sie mehr als ein starkes Wlan-Signal und ein paar Tablets.
Aber das mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|