Allg. Zeitung Mainz: Die A-Frage / Reinhard Breidenbach zum Duell CDU-AfD in Görlitz
Geschrieben am 17-06-2019 |
Mainz (ots) - Im sächsischen Görlitz fanden 2008 Aufnahmen zum
Hollywood-Film "Inglourious Basterds" statt. Thema des Streifens: Das
"Dritte Reich", Rache an den Nazis. Man mag es als Zufall ansehen,
oder als eigenwilligen Lauf der Geschichte, dass im Juni 2019
Schauspieler, Regisseure und Produzenten aus Hollywood die Bürger von
Görlitz verklausuliert, aber unverblümt aufforderten, bei der OB-Wahl
nicht für den AfD-Kandidaten zu stimmen. Festzuhalten gilt: In der
AfD gibt es rechtsextreme Hetzer und Neonazis, aber eine
Gleichsetzung von AfD und Nazis des "Dritten Reichs" verbietet sich
selbstredend. Zum Zweiten: Der Coup aus Hollywood mag schrill und
ungewöhnlich sein, aber er ist legitim. Pseudo-akademischer Firlefanz
ist die Debatte, ob es eine "Verhinderungsmehrheit" war, die den
CDU-Bewerber mit stillschweigender Duldung vonseiten Grüner und
Linker ins Amt brachte, wo doch eigentlich "Gestaltungsmehrheit"
gefragt sei. Die Lage der CDU ist vor den Landtagswahlen in Sachsen,
Brandenburg und Thüringen so: Die Partei steht mit dem Rücken zur
Wand - und womöglich nach der Wahl vor der Überlegung, mit der AfD zu
koalieren. Es mag sein, dass einige in der Union ein solches Bündnis
- klammheimlich oder gar offen - befürworten. Zwar wird es nicht so
weit kommen. Aber schon Annäherungsdenkmodelle ziehen die A-Frage
nach sich: Wie steht es um die Autorität von Angela Merkel und
Annegret Kramp-Karrenbauer? Der Hinweis, es gebe schließlich auch
Rot-Rot(-Grün), führt an dieser Stelle nicht weiter. Ein
CDU/AfD-Bündnis wäre eine neue, unter keinen Umständen zu
akzeptierende Dimension.
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