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PSD2: Das Unbemerkte Ende einer Ära / Das Bankenmonopol auf Kontodaten endet - doch die Kunden sind ahnungslos (FOTO)

Geschrieben am 16-09-2019

Hamburg (ots) -

"PSD2? Nie gehört!" Trotz anderthalb Jahren Vorlaufzeit und einer
breiten Medienberichterstattung sind die neue
EU-Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2 und ihre Auswirkungen bei vielen
deutschen Verbrauchern überhaupt nicht präsent: Laut einer
repräsentativen Online-Umfrage im Auftrag des
Informationsdienstleisters CRIFBÜRGEL hatten 59 Prozent der befragten
Teilnehmer im August 2019 noch nie von der zweiten Payment Services
Directive (PSD2) gehört. Die übrigen 41 Prozent kannten zwar den
Begriff, doch nur 7 Prozent der Befragten wussten auch, was sich
dahinter verbirgt.

Laut der EU-Richtlinie PSD2 müssen die Banken ab September
anderen, bei der Finanzaufsicht registrierten Unternehmen den
Einblick in dessen Kontodaten gewähren, wenn der Kontoinhaber dem
zustimmt. Die Datenschnittstellen dazu stellen die Banken, doch diese
funktionieren oft nur eingeschränkt. Daher verschob die deutsche
Finanzaufsicht BaFin den Start von PSD2, der für den 14. September
geplant war, und gibt den Banken so Zeit, um nachzubessern. "Diesen
Aufschub sollten die Banken jetzt nutzen, auch in der
Kundenkommunikation. Aufklärung tut Not und gerade jüngere Kunden
haben großes Interesse an PSD2-basierten Diensten. Hier können die
Banken mit Transparenz und Service punkten, denn für viele
Verbraucher sind sie immer noch die erste Adresse in
Geldangelegenheiten", sagt Christian Bock, Geschäftsführer bei
CRIFBÜRGEL. Als wichtigste Quelle zum Thema PSD2 nannten 15 Prozent
der Befragten dann auch ihre Bank, dann erst folgen klassische Medien
mit 11 Prozent und soziale Medien mit 10 Prozent.

Nutzen schlägt Wissen

Nur rund jeder sechste Befragte (17 Prozent) hat schon einmal
Services genutzt, für die er den Zugriff auf sein Bankkonto erlaubt
hat. Das sind etwa Online-Vergleichsseiten oder Banking-Apps. 83
Prozent geben an, bisher keine solchen Dienste genutzt zu haben.
Allerdings verwenden 70 Prozent der Befragten diverse Finanz-Apps
externer Anbieter: 59 Prozent tätigen damit Überweisungen, zum
Beispiel mit Paypal. 35 Prozent der Befragten prüfen ihren Kontostand
mit einer Mobile-Banking-App wie Numbrs und weitere 24 Prozent nutzen
Apps zum Bezahlen mit dem Smartphone. "Dass solche Funktionen auch
mit Kontodaten arbeiten, die EU-Richtlinie daher auch für Paypal und
Co. gilt, und wie Zugangswege und Bezahlvorgänge genau verlaufen,
erschließt sich den Nutzern offenbar noch nicht vollständig", sagt
Bock. "Nutzen schlägt hier also Wissen." Bisher gaben die Nutzer
solchen Diensten oft einfach die Login-Daten zu ihren Konten und
diese griffen dann auf die Daten zu. Das wird mit PSD2 anders: Die
Anbieter brauchen nun die ausdrückliche Zustimmung der Nutzer,
gesichert durch PIN und andere Authentifizierungen - je nach Vorgabe
der Bank muss die Einwilligung alle drei Monate erneuert werden.
Überdies werden die Anbieter nun von der BaFin überwacht, das war
zuvor nicht der Fall. Mit der PSD2-Richtlinie wird also der
Verbraucherschutz gestärkt und es werden neue, pfiffige Services
möglich: So können Vergleichsportale künftig nicht nur die
günstigsten Versicherer oder Stromanbieter auflisten, sondern auf
Basis der Kontodaten des Kunden prüfen, ob er oder sie für
Versicherung oder Strom zuviel bezahlt. Cyber-Schutz ist der
gefragteste Service

Grundsätzliches Interesse an solchen PSD2-basierten Diensten
besteht: Großen Anklang bei 45 Prozent der Befragten finden
Benachrichtigungen, wenn durch einen Vertragswechsel - etwa beim
Stromanbieter oder der Versicherung - Geld gespart werden kann. Oder
wenn Kunden auf Basis ihrer Kontodaten unverbindlich individuelle
Angebote für Kredite oder einen neuen Stromtarif erhalten: Ein
solcher Service findet bei 34 Prozent der Befragten Zuspruch.
PSD2-basierte Angebote können aber auch helfen, die Identität des
Kunden und seine Daten vor Missbrauch zu schützen. Dazu überwachen
Spezialisten die vom Kunden registrierten Daten, wie etwa Name und
Adresse, Kontonummer oder Kreditkartendaten, im Internet und im Dark
Web und geben Bescheid, wenn verdächtige oder gar gestohlene Daten
auftauchen. Eine solche Benachrichtigung finden 64 Prozent der
Befragten wertvoll und deutlich interessanter als Versicherungen oder
persönliche Hilfestellungen (39 Prozent) im Falle eines
Identitätsdiebstahls.

Vertrauenswürdigster Anbieter? Meine Bank!

Zentraler Aspekt für die Wahl eines Anbieters solcher Dienste ist
der Schutz der persönlichen Daten: 65 Prozent der Befragten erlauben
den Zugriff auf ihre Bankdaten, wenn sie ihre Einwilligung dazu
jederzeit widerrufen können. 55 Prozent tun dies, wenn der Anbieter
europäische Datenschutzstandards einhält und weitere 55 Prozent
teilen ihre Bankdaten, wenn sie bereits gute Erfahrungen mit dem
jeweiligen Anbieter gemacht haben.

Vertrauenswürdigster Anbieter ist für 67 Prozent der Befragten die
eigene Hausbank. Sie konnte gegenüber dem Vorjahreswert von 64
Prozent nochmal 3 Prozentpunkte zulegen und verweist andere Banken
und Kreditinstitute mit nur 30 Prozent auf die hinteren Plätze.
Amazon vertrauen bereits 26 Prozent der Befragten. Andere Konzerne
wie Google (15 Prozent) und Facebook (8 Prozent) rangieren bei der
Frage "Wem würden Sie beim Zugriff auf Ihre Bankdaten vertrauen?"
dagegen auf den hinteren Rängen. Auch Anbieter wie Numbrs (10
Prozent) und N26 (12 Prozent)stehen kaum besser da.

Doch die Konkurrenz holt auf: Im Vergleich zum Vorjahr legte
Amazon 6 Prozentpunkte zu, N26 und Numbrs jeweils 4, selbst Google
und Schlusslicht Facebook konnten 2 Prozentpunkte gutmachen. Bei der
eigenen Hausbank waren es immerhin noch 3, bei den anderen Banken
dagegen nur 1 Prozentpunkt. "Das Rennen ist eröffnet. Trotz möglicher
Datenschutzbedenken stehen internationale Web-Konzerne wie etwa
Amazon bald gleichauf mit den Unternehmen der deutschen
Kreditwirtschaft", sagt Bock. "Die Befürchtung vieler Banken, den
Kontakt zum Kunden zu verlieren, ist also durchaus begründet. Ihr
oberstes Ziel muss daher sein, ihre Angebotspalette mit PSD2 zu
erweitern, eigene Partner-Netzwerke aufzubauen und so den Kunden
Mehrwerte zu bieten, die diese sinnvoll und attraktiv finden."

Zur Umfrage:

Im Auftrag der CRIF Bürgel GmbH hat das Marktforschungsinstitut
INNOFACT im August 2019 eine quantitative Online-Befragung mit 1.000
Verbrauchern zum Thema PSD2-Richtlinie durchgeführt. INNOFACT hatte
auch die Vorgängerstudie zum gleichen Thema im Noverber 2018
durchgeführt. Ziel beider Studien war es, Einstellung, Erfahrungen
und Nutzungsverhalten der deutschen Verbraucher im aktuellen Banking
wie auch bei PSD2-basierten Dienstleistungen zu ermitteln.



Pressekontakt:
Oliver Ollrogge, CRIF Bürgel GmbH, Bereich Marketing/PR
E-Mail: Oliver.Ollrogge@buergel.de, Tel.: 040 / 89 803 582

Original-Content von: CRIF Bürgel GmbH, übermittelt durch news aktuell


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