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Westdeutsche Zeitung: Strafvollzug = von Peter Kurz

Geschrieben am 09-11-2007

Düsseldorf (ots) - Sicherheit des Strafvollzugs - diese Frage
verkürzen die Öffentlichkeit, die Medien und die Politik oftmals
recht einseitig. Sie bemessen diese Sicherheit an der Zahl von
Ausbrüchen, also an der Sicherung des Vollzugs nach außen. Die
Sicherheit nach innen - die der Gefangenen und der Bediensteten -
kommt dagegen zu kurz. Der Siegburger Foltermord an einem Häftling
durch Mithäftlinge hat dieses Interesse der Öffentlichkeit für kurze
Zeit verschoben. Doch es droht die Gefahr, dass wir uns wieder
abwenden. Dass wir die überbelegten Gefängnisse achselzuckend als
eine Selbstverständlichkeit hinnehmen.
Für diese Haltung gibt es eine gute Erklärung: Uns fällt es schwer,
Straftäter auch als Opfer wahrzunehmen. Schnell kommt einem da in den
Sinn: Verbrecher haben doch keine Behandlung mit Samthandschuhen
verdient. Strafe muss weh tun.
Ja klar, Strafe soll ja auch weh tun. Doch Strafe in unserem
Rechtsstaat besteht im Freiheitsentzug, nicht in einer zusätzlichen
Bedrohung, der sich der Häftling zu stellen hat. Doch wenn die Bürger
und ihnen folgend die Politik immer härtere Strafen einfordern, wenn
dann die Gefängnisse überbelegt sind, wenn es nicht genügend Personal
gibt, das sich um die Nöte bedrohter Häftlinge kümmert, dann steigt
auch eben diese Gefahr von Übergriffen.
Ist doch nicht mein Problem, mag der eine oder andere sagen. Mehr und
besser ausgebildetes Personal kostet doch nur Steuergeld. Doch der
Bürger, der dieses Geld sparen will, sollte sich im Klaren sein, dass
er da nicht nur auf dem Rücken der Strafgefangenen spart. Wenn das
Gefängnis dazu beiträgt, dass die Insassen verrohen, dass sie Gewalt
als einzige Durchsetzungsmöglichkeit sehen, dann bedeutet das auch:
Das hier Erfahrene und Gelernte werden sie auch nicht nach der
Haftentlassung ablegen.
Da schließt sich dann der Kreis, warum die Sicherheit der Gefängnisse
nach innen auch eine Frage der Sicherheit nach außen, also unser
aller Angelegenheit ist. Nicht resozialisierte, zusätzlich verrohte
Straftäter können nach ihrer Haftentlassung auch dem gegenüber den
beschriebenen Problemen gleichgültigen Bürger über den Weg laufen.
Spätestens dann ist es sehr wohl auch sein Problem.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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