Rheinische Post: Die neue IG Metall
Geschrieben am 12-11-2008 |
Düsseldorf (ots) - von Antje Höning
Als Berthold Huber vor einem Jahr an die Spitze der IG Metall gerückt war, hofften viele auf eine pragmatischere Lohnpolitik. Huber hat Wort gehalten. Unter seiner Führung stimmte die Gewerkschaft einem Abschluss zu, der die verzwickte Lage der Metall-Branche berücksichtigt. Zwar hat sie in diesem Jahr prächtig verdient, doch die Finanzkrise - die Krise der Autoindustrie zeigt es - lässt kräftige Lohnerhöhungen nicht zu. Wichtiger als die eigentliche Lohnzahl ist ohnehin die Flexibilität, die der neue Tarifvertrag den Betrieben zugesteht. Während Porsche zwei Mal 2,1 Prozent mehr Lohn locker verkraften kann, kann dies für Autozulieferer in NRW schon den Sargnagel bedeuten. Entsprechend sinnvoll ist es, dass Betriebe die Lohnerhöhung um sieben Monate in die Zukunft verschieben können. Anders als unter Vorgänger Jürgen Peters verzichtete die Gewerkschaft unter Huber auch auf die übliche Arbeitskampf-Folklore mit Urabstimmung und Streiks. Ein Problem bleibt. Mit der Forderung von aberwitzigen acht Prozent mehr Lohn hat die größte deutsche Gewerkschaft unter ihren Mitgliedern Hoffnungen geweckt, die nun enttäuscht werden. Die schwerste Aufgabe muss Huber noch lösen: den Abschluss seiner Basis verkaufen.
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