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3. MLP Gesundheitsreport: "Bürger und Ärzte bemängeln Verschlechterung der Gesundheitsversorgung"

Geschrieben am 26-11-2008

Wiesloch/Berlin (ots) -

- 60 Prozent der Bevölkerung und 57 Prozent der Ärzte sagen:

Die Gesundheitsversorgung ist schlechter geworden

- Skepsis gegenüber künftiger Entwicklung weiter gestiegen
- Kostendruck: 69 Prozent der niedergelassenen Ärzte fühlen sich
stark betroffen - Verschärfung durch Gesundheitsfonds erwartet
- Deutliche Mehrheit der Bürger glaubt nicht, dass der
Gesund-heitsfonds eine nachhaltige Finanzierung des Systems
sichert

Mehr als die Hälfte der Bundesbürger und der Ärzte beklagt eine
zurückgehende Qualität in der Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig
schwindet in beiden Gruppen das Vertrauen in die Zukunft des
Gesundheitssystems weiter. Ärzte sind vor allem aufgrund des
zunehmenden Kostendrucks pessimistisch, fast die Hälfte von ihnen
bemängelt schon heute, sich nicht genügend Zeit für ihre Patienten
nehmen zu können. Darüber hinaus wird der Gesundheitsfonds
allenthalben kritisch beurteilt. Dies sind einige Kernergebnisse des
3. MLP Gesundheitsreports. Die repräsentative Studie im Auftrag des
Finanz- und Vermögensberaters MLP hat das Institut für Demoskopie
Allensbach mit Unterstützung der Bundesärztekammer erstellt.

Laut MLP-Gesundheitsreport sagen 60 Prozent der Bevölkerung
(Vorjahr: 56 Prozent), dass sich die Qualität der
Gesundheitsversorgung in den vergangenen zwei, drei Jahren
verschlechtert hat; unter den Ärzten sind 57 Prozent dieser Meinung.
Die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems insgesamt beurteilen 59
Prozent (Ostdeutschland: 49 Prozent) der Bevölkerung als "gut" oder
"sehr gut" - 5 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr und 23
Prozentpunkte weniger als 1994.

Große Skepsis besteht über die Zukunft des Gesundheitssystems.
Lediglich 16 Prozent der Bürger (2005: 23 Prozent) und 15 Prozent der
Ärzte glauben, dass es der Politik gelingt, auch längerfristig eine
gute Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Dabei rechnen 82 Prozent
der Bürger mit steigenden Beiträgen in der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) und rund drei Viertel mit weiter erhöhten
Zuzahlungen für Medikamente in den nächsten zehn Jahren. Dass es
zunehmend zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommt, erwarten 69 Prozent
der Bürger und sogar 87 Prozent der Ärzte. Gleichzeitig glauben 84
Prozent der Ärzte, dass es künftig schwieriger wird, alle medizinisch
notwendigen Leistungen zu verordnen und fordern grundlegende
Reformen, um das Gesundheitssystem auf den demografischen Wandel
vorzubereiten. "Die Ergebnisse zeigen jedes Jahr deutlicher, wie
stark die Bürger das Vertrauen in das Gesundheitssystem verlieren",
sagte Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP AG,
bei der Vorstellung der Studie in Berlin. "Dies untermauert den nach
wie vor hohen Reformbedarf."

Ein entscheidender Grund für die pessimistischen Erwartungen der
Ärzte sind deren wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Schon heute
fühlen sich 56 Prozent "stark" oder "sehr stark" vom Kostendruck
betroffen; unter den niedergelassenen Ärzten sind es sogar 69
Prozent. Dabei erbringen 73 Prozent der Niedergelassenen laut eigenen
Anga-ben häufig Leistungen, deren Kosten nicht übernommen werden; 46
Prozent aller Ärzte und 56 Prozent der Krankenhausärzte beklagen sich
über mangelnde Zeit für ihre Patienten. Für die Zukunft befürchten
mehr als zwei Drittel der Ärzte, dass die zunehmende Berücksichtigung
wirtschaftlicher Gesichtspunkte negative Auswirkungen auf die
Qualität der Gesundheitsversorgung hat. 61 Prozent erwarten, dass der
Kostendruck nach der Einführung des Gesundheitsfonds nochmals
zunimmt.

Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer: "Die
Ergebnisse des MLP Gesundheitsreports sprechen eine deutliche
Sprache: Das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der
Gesundheitspolitik ist nachhaltig erschüttert. Die Menschen spüren,
dass die finanziellen und personellen Ressourcen nicht mehr
ausreichen, um das derzeit noch hohe Niveau der Versorgung
aufrechtzuerhalten. Der staatsmedizinische Ansatz ist vollständig
diskreditiert. Wenn wir den medizinischen Fortschritt auch in einer
Gesellschaft des langen Lebens erhalten wollen, brauchen wir eine
nachhaltige Gesundheitspolitik, die im Gesundheitswesen nicht nur
einen Kostenfaktor sieht."

Von den gesetzlich Krankenversicherten glauben lediglich 38
Prozent, dass sie persönlich von der Einführung des Gesundheitsfonds
betroffen sind. Von denjenigen, die schon von der Einführung des
Fonds gehört haben (76 Prozent), rechnen 47 Prozent mit einem
Rückgang der Leis-tungen in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Zudem zweifeln 56 Prozent der Bürger - und 73 Prozent derjenigen, die
konkrete Vor-stellungen über den Gesundheitsfonds haben - daran, dass
mit dieser Reform die Versorgung finanziell längerfristig
sichergestellt ist. Unter den Ärzten sind 31 Prozent (Niedergelassene
42 Prozent) der Überzeugung, dass sich die Gesundheitsversorgung mit
der Einführung des Fonds verschlechtert. Von der Gesundheitspolitik
der Bundesregierung insgesamt haben 85 Prozent der Ärzte "keinen
guten Eindruck".

"Sind Sie mit Ihrer jetzigen Krankenversicherung gut abgesichert?"
- auf diese Frage zeigt sich das hohe Vertrauen der privat
Versicherten in den eigenen Versicherungsschutz. Während sich
gesetzlich Versicherte lediglich zu 56 Prozent (2005: 60 Prozent) gut
abgesichert fühlen, sind es unter den privat Versicherten 89 Prozent
(2005: 87 Prozent). Weiter zugenommen hat unter den gesetzlich
Versicherten das Interesse am Abschluss einer (weiteren) privaten
Zusatzversicherung. Zogen dies im Jahr 1997 noch 23 Prozent in
Erwägung, sind es mittlerweile 44 Prozent. "Immer mehr Bürger
wünschen sich eine individuelle und hochwertige Absicherung", sagte
Schroeder-Wildberg. "Auf dieser Basis sollte die Eigenverantwortung
im Gesundheitssystem ausgebaut werden." Für knapp drei Viertel der
niedergelassenen Ärzte haben Privatpatienten eine hohe Bedeutung für
den wirtschaftlichen Erfolg der Praxis. 47 Prozent der
niedergelassenen Ärzte finden eine bevorzugte Behandlung von
Privatpatienten "in Ordnung".

Nicht maßgeblich von der Einführung des Gesundheitsfonds betroffen
ist bislang die Wechselbereitschaft innerhalb der gesetzlichen
Krankenversicherung. Ein solcher Wechsel kommt demnach für 27 Prozent
(2007: 29 Prozent) der GKV-Versicherten in Frage. Rund die Hälfte
davon kann sich auch nach Einführung des Gesundheitsfonds einen
Wechsel vorstellen; nur eine kleine Minderheit schließt dies
kategorisch aus. Unter den Privatversicherten besteht weiterhin ein
geringes Interesse an einem Wechsel in den Basistarif einer anderen
privaten Krankenversicherung (12 Prozent nach 16 Prozent im Vorjahr).

Der MLP Gesundheitsreport ist eine repräsentative Umfrage unter
rund 1.800 Bundesbürgern und mehr als 500 Ärzten. Weitere Details
sowie eine Bestellmöglichkeit des Reports unter:
www.mlp-gesundheitsreport.de .

Originaltext: MLP AG
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/12582
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_12582.rss2
ISIN: DE0006569908

Pressekontakt:
Jan Berg
Pressesprecher MLP AG
Alte Heerstraße 40, 69168 Wiesloch
Tel.: +49 (0) 62 22-308-4595
Fax: +49 (0) 62 22-308-1131
E-Mail:jan.berg@mlp.de


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