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Westdeutsche Zeitung: Nordkorea = von Alexander Marinos

Geschrieben am 25-05-2009

Düsseldorf (ots) - Die erpresserische Politik der nordkoreanischen
Führung ist im Wortsinne ver-rückt. Kim Jong Il ignoriert und
torpediert nach wie vor alle internationalen Abkommen und steht damit
bewusst außerhalb der Reihe zivilisierter Staaten. Ihn deswegen aber
als "Verrückten" abzutun, wäre völlig unangemessen. Denn das, was uns
als Wahnsinn erscheint, ergibt bei näherer Betrachtung einfach nur
Sinn.
Der Kim-Autokratie ging und geht es ums Überleben, wohlgemerkt: ums
eigene Überleben, nicht um das des gerne als "großartig" gepriesenen
nordkoreanischen Volkes. Das nämlich hungert sich von Winter zu
Winter und muss sich auch schon mal mit wilden Wurzeln und Baumrinden
als Nahrungsquellen begnügen. Dass die ganz große Katastrophe
trotzdem ausbleibt, liegt allein an der Unterstützung durch China.
Schließlich hat der große Nachbar ein vitales Interesse daran,
Nordkorea stabil zu halten, und päppelt das verarmte Land, so gut es
geht.
Kim Jong Il muss sich darum vor den Chinesen nicht fürchten. Im
Gegenteil: Wie sehr er auch die internationale Gemeinschaft
herausfordert und damit zugleich Chinas Führung düpiert - aus Peking
kommen nur sanfte Ermahnungen und Beschwichtigungsversuche.
Und die Amerikaner? Auf die hat es das ver-rückte Regime in erster
Linie abgesehen. Kim sucht die ungeteilte Aufmerksamkeit Washingtons.
Indem er immer wieder die nukleare Karte spielt, zwingt er die USA
letztlich an den Verhandlungstisch. Am Ende wird er sich so
Wirtschaftshilfen und Anerkennung ertrotzen. Beides wird seine Macht,
wird sein politisches Überleben nach innen und außen absichern. Der
Preis, den sein Volk für die atomare Rüstung Nordkoreas bezahlen
muss, kann aus Kims Sicht gar nicht zu hoch sein.
Ob es einem gefällt oder nicht: Dieses perfide Spiel kann Kim nur
gewinnen. Und am Spielfeldrand stehen die Iraner und beobachten sehr
aufmerksam, wie der Westen, China und Russland auf die Provokationen
Pjöngjangs reagieren. Die Neigung, Zugeständnisse zu machen, sinkt
bei den Mullahs im Quadrat zu der Anzahl der nordkoreanischen
Atomtests. Kommt es tatsächlich zu direkten Gesprächen der USA mit
Nordkorea ohne Vorbedingungen, können diese auch Teheran nicht
verweigert werden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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