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Südwest Presse: Thema Patientenverfügung: Heikle Gratwanderung

Geschrieben am 26-05-2009

Ulm (ots) - Parteienstreit passt nicht zu Gewissensfragen, schon
gar nicht, wenn sie sich mit den letzten Stunden des Lebens befassen.
Nun wollen Befürworter der "Selbstbestimmung" nicht einsehen, dass
ihre Vorschläge zur Patientenverfügung keine Mehrheit finden. Der
Versuch, beim Abstimmungsprozess zu taktieren, ist jedoch völlig
unangemessen. Geht es um solche Themen, müssen Tricks und
Drohgebärden unterbleiben. Sie entwerten das Ziel, dem Willen des
Patienten zu dienen. Die Entscheidungsfreiheit der Volksvertreter
kommt durch Fraktionszwang ohnehin zu kurz. In ethischen Fragen muss
sie unbedingt respektiert werden.
Nun hat der Bundestag fünf Jahre über ein Gesetz nachgedacht, das dem
Willen des Patienten gerecht wird, nicht endlos zu leiden. Er hat
aber die Gesellschaft auch davor zu bewahren, dieses Ziel über das
Lebensrecht zu stellen. Andere über den Zeitpunkt des eigenen Todes
befinden zu lassen, ist das Gegenteil von Selbstbestimmung. Ärzte und
Pfleger zu veranlassen, ein Leben vorzeitig zu beenden, ist mehr als
eine Zumutung. Da werden Aufgaben dieser Berufsgruppen verwischt, die
nie unklar sein dürfen.
Deshalb ist der Verzicht auf ein Gesetz besser als Vorschriften, die
alle Beteiligten auf noch heiklere Gratwanderungen zwingt. Wer meint,
er könne voraussehen, in welche Krankheitssituationen er gerät und
was passieren soll, kann dies verfügen. Er erspart Ärzten und
Vertrauten aber nicht, dies zu prüfen.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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