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RNZ: Reflex - Kommentar zum S-Bahn-Mord in München und der Forderung nach mehr Überwachung und höheren Strafen.

Geschrieben am 14-09-2009

Heidelberg (ots) - Von Alexander R. Wenisch
Keine Frage: Der Mord in der Münchner S-Bahn ist schlimm. Und
tragisch. Weil das 50-jährige Opfer alles richtig gemacht hat.
Zivilcourage gezeigt, Polizei gerufen, sich schützend vor die
Jugendlichen gestellt. Der reflexhafte Aufschrei - mehr
Videoüberwachung, härtere Jugendstrafen - eignet sich vielleicht für
den Wahlkampf. Roland Koch lässt grüßen. Die Forderungen gehen aber
an der Realität vorbei.
Erstens: Welcher Jugendliche, der zu solchen Gewaltexzessen bereit
ist, ließe sich von der Drohung 15 Jahre Haft abhalten? Ihn
beeindruckt ja auch die gegenwärtige Höchststrafe von 10 Jahren
nicht. Allerdings muss sich die Justiz schon die Frage stellen,
warum, wie im Münchner Fall, vorbestrafte Jugendliche nicht per
staatlicher Sozialisierung abgefangen werden können. Zweitens: Mehr
Videoüberwachung hätte den S-Bahn-Mord auch nicht verhindert. Die
Polizei war ja bereits alarmiert - kam aber schlicht zu spät. Gerade
dies zeigt, dass noch mehr Big-Brother-Augen an öffentlichen Plätzen
lediglich eine Schein-Sicherheit vorgaukeln würden. Im Ernstfall
könnten die Täter per Aufzeichnung zwar identifiziert werden. Die Tat
verhindert wäre damit nicht.
Was also hilft? Mehr Aufsichtspersonal in Zügen und auf der Straße.
Und mehr Gewaltprävention in der Erziehung. Beides wirkt;
Jugendgewalt ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. München ist
ein trauriger Extremfall.

Originaltext: Rhein-Neckar-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66730
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66730.rss2

Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
Telefon: +49 (06221) 519-0


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