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Börsen-Zeitung: Siemens setzt Signal, Kommentar zur Siemens-Investorenkonferenz von Michael Flämig

Geschrieben am 11-01-2010

Frankfurt (ots) - Eigentlich ist nicht viel passiert.
Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser tritt bei einer Investorenkonferenz
in New York auf, umreißt qualitativ den Verlauf des ersten Quartals
des Geschäftsjahres, und die Börse schickt die Siemens-Aktie
anschließend fast im Gleichtakt mit den übrigen 29 Dax-Werten aus dem
Handel. Scheinbar reine Routine also. Doch die Angaben von Kaeser
haben einen zweiten Blick verdient.

Denn im ersten Quartal ist Siemens ein Kunststück der besonderen
Art gelungen. Trotz eines Umsatzrückgangs im wohl niedrigen
zweistelligen Prozentbereich hat der Konzern den operativen Gewinn
erhöht. Solche Zaubertricks mag das Publikum von der Finanzbranche so
gewöhnt sein, dass sie gar nicht mehr als Besonderheit wahrgenommen
werden.

Doch bei einem Industriebetrieb, dessen Wertschöpfung auf Fabriken
und deren Vollauslastung aufbaut, ist diese Leistung erstaunlich.
Schließlich zerstört nichts so drastisch die Margen wie brachliegende
Produktionskapazitäten. Sicherlich wäre die Siemens-Performance ohne
Kurzarbeit undenkbar. Doch hinzu kommt eine Leistung des Managements,
die sich im Vergleich zur Konkurrenz zunehmend als herausragend
erweist.

Im ersten Quartal beweist sich zugleich eine weitere Qualität von
Siemens. Die Münchner dirigieren ein Portfolio, das stark
diversifiziert ist, ohne zu zerfasern. Während im vergangenen Jahr
die kurzzyklischen Aktivitäten horrende Umsatzeinbußen hinnehmen
mussten, haben langfristig angelegte Geschäfte wie etwa im
Energiesektor die Fahne hochgehalten. Im Jahr 2010 dreht sich das
Bild. Die Langzykliker geraten zunehmend unter Druck, während
beispielsweise die angeschlagene Osram oder die gebeutelte
Automatisierungstechnik sich wieder berappeln. Der Konzern als Ganzes
bleibt dank dieser austarierten Geschäftsverteilung weitgehend auf
Kurs.

Nun sollte niemand den Fehler machen, gleich in Hurra-Stimmung zu
verfallen. Der Aktienkurs spiegelt die Leistung von Siemens zum
gegenwärtigen Zeitpunkt schon ausreichend wider. Außerdem ist alles
relativ. Siemens kommt gut durch die Krise, sicherlich. Aber trotzdem
ist die Krise unverändert da. Ohne punktuelle, aber durchaus
gewichtige Restrukturierungen wird auch bei Siemens das Jahr nicht zu
bewältigen sein. Der Härtetest folgt, wenn Kurzarbeit und
Überstundenabbau ausgereizt sind.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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