Lausitzer Rundschau: Eine kleine Revolution Minister Niebel reformiert die Entwicklungshilfe
Geschrieben am 24-03-2010 |
Cottbus (ots) - Eines steht fest: Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hatte keinen segensreichen Start. Der vor der Wahl mit Inbrunst verkündete liberale Plan, das Ministerium abschaffen zu wollen, hängt Niebel heute noch an. Und der unschöne Ruf, sich um das Geschwätz von gestern nicht mehr zu kümmern, wenn man selbst ins Ministerbüro einziehen darf, gleich mit. Außerdem wird dem Barett-Träger nachgesagt, dass er sein Ressort als Tummel- und Versorgungsplatz für Parteifreunde benutzt. Das sind wahrlich keine guten Voraussetzungen, um als Minister in der Sache zu punkten. Umso mehr muss man Niebel Anerkennung zollen. Der FDP-Mann versucht das, was Experten wie die des Bundesrechnungshofes seit vielen Jahren fordern: Künftig soll es eine neue bundeseigene Entwicklungsgesellschaft geben, in der die drei größten und wichtigsten Organisationen mit Tausenden von Mitarbeitern und einem Milliarden-Etat verschmolzen werden. Dieser am Mittwoch im Kabinett vorgestellte Plan kommt einer kleinen Revolution nahe. Denn in keinem anderen Land ist das Institutionen-Wirrwarr seit Jahrzehnten so groß und sind die einhergehenden Effizienzverluste so eklatant. Mittlerweile sind in nahezu allen Bereichen von Gesundheit über nachhaltigen Tourismus bis zur Wasseraufbereitung alle Organisationen parallel tätig. Ein erheblicher Teil des Geldes wird somit nicht für dringend erforderliche Projekthilfen in den Partnerländern ausgegeben, sondern vergeudet für doppelte Planungsstäbe, Verwaltungen und Außenstrukturen. Ein Anfang, dies zu ändern, ist jetzt gemacht. Als zweiten Schritt muss der Minister aber ebenso die finanzielle Zusammenarbeit durch die KfW-Entwicklungsbank ins Visier nehmen. Niebel ist aus seiner Zeit als FDP-Generalsekretär dafür bekannt, dass er mit Widerständen keine Probleme hat. Insofern könnte er der richtige Mann für die Reformaufgabe sein. Denn man darf nicht vergessen: Die Organisationen haben in den vergangenen Jahren auch ein machtvolles Eigenleben entwickelt, das dazu diente, eigene Interessen durchzusetzen und Einfluss auf die deutsche Entwicklungsagenda zu nehmen. Nicht immer nur im Dienst der guten Sache. Niebels Plan, die "Steuerungskompetenz" seines Hauses zu erhöhen, lässt deshalb aufhorchen. Aber freilich lauern Risiken, die auch mit dem Naturell des neuen Ministers zu tun haben, der sich leicht selbst überschätzt: Entwicklungsarbeit kann vielfach auch nur dann erfolgreich sein, wenn sie nicht streng am Gängelband einer Ministerialbürokratie hängt. Den Mittelweg in der Frage von Kompetenzen und Verantwortlichkeiten zu finden, das ist deshalb die Kunst, die Niebel vollbringen muss.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481232 Fax: 0355/481275 politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
259110
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Immerhin ein Fortschritt Bundesgerichtshof kippt strikte Preisbindung bei Gas Cottbus (ots) - Kein Zweifel, die Anbindung des Gaspreises an den für Öl hat sich historisch überlebt. Als der Mechanismus vor fast fünf Jahrzehnten eingeführt wurde, galt Gas noch als neuer Energieträger, für den ein Preis gefunden werden musste. Da bot sich das Öl an. Beide Stoffe sollten sich wegen der hohen Investitionskosten nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Im Ergebnis zog auch der Gaspreis an, wenn das Öl teurer wurde. Mit seinem Urteil gegen diesen strikten Preiszusammenhang hat der Bundesgerichtshof zweifellos die mehr...
- Lausitzer Rundschau: Täter, Opfer, Runde Tische Regierung bestellt Beauftragte gegen Kindesmissbrauch Cottbus (ots) - Es wären von ihrem moralischen Anspruch her zuerst die Kirchen, die helfen müssten, wenn Menschen Furchtbares geschehen ist. Die den Opfern zur Seite stehen und auch den Tätern einen Weg der Reue zeigen müssten. Doch es ist in zwei Fällen jetzt der Staat, der Runde Tische einberuft und der dabei die Kirchen regelrecht vorladen muss, um sie überhaupt dazu zu bringen, sich mit Opfern auseinanderzusetzen. Mit ihren Opfern. Das gilt für den bereits länger tagenden Runden Tisch zum Schicksal der ehemaligen Heimkinder mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu USA / Nahost Osnabrück (ots) - Verhärtete Fronten Barack Obama hat zwei wichtige Missionen. Beide haben historische Ausmaße, an beiden will der US-Präsident seine Arbeit messen lassen. Innenpolitisch hat er mit der Durchsetzung der verpflichtenden Krankenversicherung bereits Geschichte geschrieben. Außenpolitisch aber will es mit dem Herzstück - der Befriedung des Nahen Ostens - nicht klappen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ist seinem Ruf als harter Hund einmal mehr gerecht geworden, indem er die ohnehin fragile Verhandlungsbasis mit mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Entwicklungshilfe / Niebel Osnabrück (ots) - Noch viele Fragen offen Erst wollte er das Entwicklungshilfeministerium abschaffen, jetzt räumt er ordentlich auf: Dirk Niebel hat sich im neuen Amt mit der Zusammenführung der staatlichen Hilfsorganisationen ein sinnvolles, aber sensibles Projekt vorgenommen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die deutsche Entwicklungspolitik würde übersichtlicher, stringenter und wohl auch effizienter. Schließlich hätten es die Adressaten nicht mehr mit mehreren Ansprechpartnern gleichzeitig zu tun. Aufträge würden künftig zentral mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu EU / Soziales / Arbeit Osnabrück (ots) - Lieber auftanken Zum 1. Mai 1956 warb ein kleiner Junge auf einem Plakat des DGB mit dem Slogan "Samstags gehört Vati mir" erfolgreich für die Fünf-Tage-Woche. Jetzt steht in Brüssel ein ähnlicher Kampf bevor. Diesmal geht es um den Sonntag als allgemein freien Arbeitstag in der gesamten EU. Als Tag zum Ausspannen und zum Auftanken, was in unserer hektischen Welt - Stichwort Globalisierung - immer mehr an Bedeutung gewinnt. Schon jetzt arbeiten in der Bundesrepublik regelmäßig 26 Prozent der Beschäftigten auch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|