Berliner Morgenpost: Rote Karte aus NRW für Berlin - Kommentar
Geschrieben am 09-05-2010 |
Berlin (ots) - Paff, Rums, Peng. Dieser Denkzettel für Schwarzgelb sitzt. Die Wähler in Nordrhein-Westfalen haben die politische Statik der Republik verändert. Über zehn Prozent Einbußen für die CDU, eine auf niedrigem Niveau stagnierende FDP - die Koalition von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ist abgewählt worden. Das Wählervotum darf auch als Abrechnung mit der Regierung in Berlin verstanden werden: Die Ohrfeige aus dem größten Bundesland galt Kanzlerin Merkel und ihrem Vize Westerwelle für neun Monate Trauerspiel in Berlin. Am Ende gaben wohl die Kredite für die Not leidenden Griechen den Ausschlag. Das Zuwarten der Kanzlerin, ihre Strategie, wichtige Entscheidungen auf die Zeit nach der NRW-Wahl zu verschieben, ist nicht aufgegangen. Nun ist die Mehrheit im Bundesrat dahin; auch der Koalitionsvertrag kann ins Altpapier. Die Kanzlerin wird erleben, was ihr Vorgänger Schröder schon durchmachte. Ab sofort wird jedes wichtige Gesetz jedem Ministerpräsidenten einzeln abgekauft. Angela Merkel muss nun zum ersten Mal wirklich Regierungskunst bieten. Hannelore Kraft heißt die neue starke Frau der SPD. Mit ruhrgemäßer Authentizität focht sie einen glaubwürdigen Wahlkampf und verscheuchte am Sonntag das Trauma der Partei: Schließlich war es die Niederlage 2005 in Düsseldorf, die Schröder und Müntefering zu Neuwahlen und damit in die Opposition brachten. Als Mutti des Westens bietet Hannelore Kraft einen spannenden Gegenentwurf zur Kanzlerin. Bei aller Begeisterung über den knappen Erfolg allerdings mahnt SPD-Chef Sigmar Gabriel zur gebremstem Freude. Denn eine neue Partei gibt es nicht. Kaum wird wieder regiert, stellen sich die alten Grundsatzfragen: Umgang mit der Linken, wie viel Staat, wo soll gespart werden? Und kommt die Wunschkoalition mit den Grünen nicht zustande, steht die Sozialdemokratie, wie zuletzt in Hessen, wieder vor der heiklen Frage: große Koalition oder sich vielleicht doch von einer ziemlich zerfahrenen Linkspartei die Mehrheit sichern lassen. Riskiert SPD-Chef Gabriel ein "Ypsilanti 2"? Auf die Kanzlerin kommen derweil beinharte Zeiten zu: Regierungspraktikanten als Koalitionspartner, Bundesrat futsch und dazu Schäubles Gesundheitszustand. Die Krise in Europa und im eigenen Haushalt braucht ab sofort eine klare zuverlässige Linie. Die Chance der Kanzlerin: Neubeginn, keine Spielchen mehr, Führungskraft zeigen. Sonst droht Schröders Schicksal.
Originaltext: Berliner Morgenpost Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
Pressekontakt: Berliner Morgenpost Chef vom Dienst Telefon: 030/2591-73650 bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
267467
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Cottbus (ots) - Ganz gleich, ob man das Ergebnis der gestrigen Wahl von Düsseldorf mit dem vor fünf Jahren zum Landtag oder mit dem Urnengang zum Bundestag vom letzten Jahr vergleicht - es ist in jedem Fall mehr als ein Denkzettel für die schwarz-gelbe Koalition in Berlin. Vor allem mit Blick auf die noch nicht einmal ein Jahr zurückliegenden Ergebnisse im Bund wird deutlich, dass die CDU stagniert und die stark geschwächten Liberalen derzeit als Mehrheitsbeschaffer ausfallen. Dies ist angesichts der von Guido Westerwelle betriebenen mehr...
- Lausitzer Rundschau: Energie Cottbus und die Perspektiven für die neue Saison Cottbus (ots) - Die nüchternen Zahlen geben eigentlich keinen Anlass zu ausgelassener Freude. Energie Cottbus beendet die Saison auf Tabellenplatz neun, also im Mittelfeld der 2.Bundesliga. Den Wiederaufstieg hat der FCE deutlich verfehlt. Und trotzdem herrschte am Sonntagabend nach dem 4:1-Heimsieg im letzten Saisonspiel gegen Rot-Weiß Ahlen eine bemerkenswert fröhliche Stimmung im Stadion. Daraus lassen sich mehrere Schlüsse ableiten. Erstens: Für die Anhänger zählt vor allem der Augenblick. In den zurückliegenden mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur NRW-Landtagswahl Bielefeld (ots) - Was für ein Desaster für die CDU, für Jürgen Rüttgers und auch für Angela Merkel! Historisch schlechtes Landtagswahlergebnis und ein Minus von zehn Prozentpunkten im Vergleich zu 2005: Dieser 9. Mai 2010 trifft die CDU ins Mark. Nur das Feilschen um letzte Zehntel-Prozentpunkte verhinderte gestern Abend noch personelle Konsequenzen. Doch die politische Zukunft von Jürgen Rüttgers ist ungewisser denn je. Einen solchen politischen Erdrutsch hätte vor drei Monaten niemand erwartet. Zweifelsohne hat der kapitale Fehlstart mehr...
- Donaukurier: Kommentar zur Schulinitiative der Bayern-SPD Die Gesamtschul-Utopie Ingolstadt (ots) - Die Gesamtschule muss ein Zombie sein: längst tot, kommt aber regelmäßig wieder zurück. Jetzt ist es die bayerische SPD, die - anknüpfend an die entnervenden Theoriedebatten der siebziger Jahre - die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems als Lösung aller Probleme preist. Doch diese Initiative ist pädagogisch sinnlos, da sie an den Ursachen der Bil〜dungsdefizite völlig vorbeigeht. Zudem ist der Vorstoß politisch dumm, denn die Gesamtschule wird in Bayern - auch unter anderem Namen - gesellschaftlich niemals mehr...
- Donaukurier: Kommentar zur NRW-Wahl Gelbe Karte für Merkel Ingolstadt (ots) - Die Serie hat gehalten: Nach wie vor gilt in Deutschland das anscheinend eherne Gesetz, dass der Sieger einer Bundestagswahl die folgende Landtagswahl verliert. Die für viele überraschende Souveränität, mit der in der zurückliegenden Legislaturperiode Jürgen Rüttgers die Geschicke Nordrhein-Westfalens lenkte, hat dem CDU-Ministerpräsidenten nichts genutzt. Mit einem Minus von zehn Prozent wurde seine Partei heftig abgestraft. Drei Stolperfallen waren es, die Rüttgers, für den es in den Umfragen lange gut ausgesehen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|