WAZ: Landtagspräsidentin tritt ab - Die Getriebene. Kommentar von Tobias Blasius
Geschrieben am 08-06-2010 |
Essen (ots) - Die erste Frau im Land plante einen Abschied in
Würde und vor allem mit Wirkung. Regina van Dinther, die den
Wiedereinzug ins NRW-Abgeordnetenhaus verpasste, wollte die erste
Sitzung des neu gewählten Landtags am heutigen Mittwoch nutzen, um in
staatstragender Pose das Amt der Parlamentspräsidentin niederzulegen.
Die Hattinger CDU-Politikerin mochte nicht wochenlang weiter
geschäftsführend auf dem Posten ausharren, bis die Parteien in ihrem
zähen Koalitionspoker auch die Neubesetzung des
Landtagspräsidenten-Amtes als Verhandlungsmasse verramscht haben.
Obgleich es die Landesverfassung genau so vorsähe.
Womöglich hätte van Dinthers Rückzug durchaus als edler Appell an
die machtpolitische Vernunft aller Beteiligten Wirkung erzielen
können. Allerdings nicht bei ihrer Vorgeschichte. Sie verlässt die
politische Bühne als Getriebene und obendrein mit zweifelhaftem Ruf.
Seit im Frühjahr öffentlich wurde, dass die RAG sie mit üppigen
Beiratsgeldern "pflegte" und parallel Zweifel an van Dinthers
Zahlungsmoral bei den kümmerlichen CDU-Mitgliedsbeiträgen aufkamen,
war ihre Autorität als höchste Repräsentantin des größten
Bundeslandes zerfallen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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