Lausitzer Rundschau: Großer Zapfenstreich zum Abschied von Horst Köhler
Geschrieben am 15-06-2010 |
Cottbus (ots) - Horst Köhler hat sich vom Stabsmusikkorps der
Bundeswehr den "St. Louis Blues" gewünscht und am Dienstagabend beim
Zapfenstreich auch bekommen. Anders als die politische Klasse,
inklusive Kanzlerin und Vizekanzler, die der Zeremonie beiwohnte, den
Abschieds-Blues aber nicht hat. Sie denkt sich: Weg mit Schaden.
Köhler, so der Vorwurf, hat sich zu ihren Lasten beim Volk zu
profilieren versucht. Hat sich über den schwierigen Alltag der
Entscheidungsträger erhoben, um selbst glänzend da zu stehen. Aber
auch beim Volk dürfte sich der Schmerz in Grenzen halten. Denn hätte
sich dieser Präsident den Massen wirklich verbunden gefühlt, dann
hätte er jetzt in der großen Krise erst recht das Wort erhoben gegen
eine unfähige Regierung der Streithanseln, gegen ungerechte Sozial-
und Steuerpolitik und gegen die Feigheit vor den Finanzmärkten.
Stattdessen hat Köhler bei erstbester Gelegenheit den Bettel
hingeschmissen, aus eitler Dünnhäutigkeit. Es soll einer lieber nicht
Koch werden, wenn es ihm in Küchen zu warm ist, nicht Matrose, wenn
er das Schaukeln nicht verträgt. Horst Köhler hatte ein paar gute
Stunden mit ein paar guten Reden. Afrika, Integration, Finanzmärkte.
Da war er bei sich und, dank guter Zuarbeit, auch bei seinem
Publikum. Unter dem Strich aber war er, ganz sicher in der zweiten
Amtszeit, als Bundespräsident ein Missverständnis. Seitens derer, die
ihn ernannten, Merkel und Westerwelle, seitens derer, die ihn
akzeptierten, die meisten Bundesbürger, und wohl auch seitens seiner
selbst. Tschüss.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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