Westfälische Rundschau: Kommentar zur Kritik an Papst Benedikt XVI.
Geschrieben am 15-09-2006 |
Dortmund (ots) - Von Klaus Schrotthofer
Demonstrationen, Drohungen, Beleidigungen: Gut ein halbes Jahr nach dem Streit um Mohammed-Karikaturen sind wieder muslimische Eiferer auf den Barrikaden. Diesmal gelten ihre hasserfüllten Tiraden dem Papst - weil Benedikt XVI. aus dem Dialog eines mittelalterlichen byzantinischen Kaisers mit einem persischen Gelehrten zitiert hat. Weil das Oberhaupt der katholischen Kirche sagt, dass religiös motivierte Gewalt jeder Vernunft und mithin auch dem christlichen Glauben widerspreche. Ein türkischer Regierungspolitiker vergleicht den Papst daraufhin mit Hitler und mit Mussolini.
Es ist anzunehmen, dass kaum einer unter den Empörten in aller Welt den Vortrag des Papstes vollständig gelesen - geschweige denn: verstanden - hat. Und auch hierzulande folgen die Erregungsmuster den üblichen Klischees. CSU-Politiker verteidigen den Pontifex, die Grünen rügen ihn und bußfertige Theologen erinnern demütig an Kreuzzüge und andere Verbrechen der Christenheit. Warum muss man ritualisierte Grundsatzdebatten führen, um zu verschleiern, was doch offensichtlich ist? Vielleicht darf man auch einfach einmal sagen, was für vernunftbegabte Menschen auf der Hand liegt: Dass dieser Aufstand absurd, völlig maßlos und verrückt ist.
Schlimmer noch: Er bestätigt, was der Papst gar nicht behauptet hatte. Dass nämlich eine radikale Minderheit sich zunehmend der Deutungshoheit über den Islam bemächtigt und jeden noch so abwegigen Anlass nutzt, um einen Kulturkampf gegen westliche Pluralität und christliche Wertvorstellungen zu inszenieren. Den Drahtziehern dieser Kampagne ist nicht mit Dialogen und Mäßigungsappellen beizukommen. Die radikalen Islamisten sind bislang noch nie an runden Tischen erschienen.
Es ist deshalb nicht allein eine Sache der Katholiken, den Papst vor solcher Raserei in Schutz zu nehmen. Unsere Gesellschaft ist säkular, doch beleibe nicht wertfrei. Wenn selbst die Warnung vor religiös begründeter Gewalt einen Gewaltausbruch provoziert, geht es nicht mehr um Glaubensfreiheit. Es geht um Freiheit.
Originaltext: Westfälische Rundschau Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_58905.rss2
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