Westdeutsche Zeitung: Kanzlerinnen-Dämmerung = von Alexander Marinos
Geschrieben am 19-09-2006 |
Düsseldorf (ots) - Nun ist sie also kaum noch zu übersehen: die erste Kanzlerinnen-Dämmerung in der Geschichte der Republik. Dass Angela Merkel die Gesundheitsreform, also das mutmaßlich wichtigste Projekt ihrer Kanzlerinnenschaft, verschieben musste, war schon ein erstes Indiz für den Zerfallsprozess ihrer Macht. Dass sie es nun aber darauf ankommen lassen will, den Vermittlungsausschuss über Details der Reform entscheiden zu lassen, ist eine Kapitulationserklärung vor den eigenen Unions-Ministerpräsidenten.
Wie will Merkel das eigentlich der Öffentlichkeit erklären? Union und SPD haben in Bundestag und Bundesrat riesige Mehrheiten - und dann soll der Vermittlungsausschuss entscheiden, so wie in den schlechtesten Zeiten der Regierung Schröder? Immer wieder hat die Kanzlerin mit Blick auf die schmucke Riege "ihrer" Ministerpräsidenten von dem starken Personal-Tableau der Union geschwärmt. In der Tat: Im Vergleich zur dürftigen Personaldecke der Sozialdemokraten ist dieses schon beeindruckend. Doch die vermeintliche Stärke der Union entpuppt sich zunehmend als größte Schwäche Merkels.
Jeder Landesfürst will auch im Bund eine wichtige Rolle spielen. Und wenn das, wie beim Fürsten des größten Landes, auf Anhieb nicht so gut funktioniert - die Rede ist von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers -, dann macht der eben so lange Radau, bis auch der letzte Staatssekretär in der Regierung Merkel begriffen hat, dass Rüttgers viel mehr ist als (Zitat Merkel) "unser kleiner Reformer aus Düsseldorf": nämlich mindestens ein großer Reformer. Das alles nennt sich Machtpolitik, weil es nicht zuerst um die Sache geht - nicht darum, die CDU sozialer auszurichten, und auch nicht darum, aus einer verkorksten doch noch eine gute Gesundheitsreform zu machen. Gute Nacht, Kanzlerin!
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Rückfragen bitte an: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2526 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
30689
weitere Artikel:
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Ungarn/Lügen-Geständnis Leipzig (ots) - Wechselhaft Von Andreas friedrich Warum stürmte eigentlich niemand die ARD-Zentrale, um zu protestieren, dass die SPD trotz gegenteiliger Wahlversprechen die Mehrwertsteuer mit anhob? Warum zündet keiner Autos an, weil die Regierung Merkel bisher eher auf der Stelle tritt, statt das Land zu reformieren? Wohl weil die Politiker aus den Regierungsparteien lieber wortreich die sich ändernde Realität beschreiben, statt sich zu ihren Wahlversprechen zu bekennen. So wie es Ungarns Premier Ferenc Gyurcsany nun tat. Gezwungenermaßen. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Ungarn Halle (ots) - Premier Ferenc Gyurcsany, ein ungewöhnlicher Typus eines Politikers, hat eine interne Selbstkritik, für die sich ein anderer wegen des schockierenden Inhalts und wegen des verwendeten Sprachniveaus schämen würde, anscheinend selbst in voller Absicht in die Öffentlichkeit geworfen. Das Bekenntnis, im Dienste Ungarns jahrelang teils geschlafen, teils gelogen zu haben, ist demnach keine Peinlichkeit, sondern Mittel zum Zweck. Man lernt nie aus: In der Skandalgeschichte der Indiskretionen taucht eine neue Kategorie auf. Die mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zu Politik/Wahrheit/Lüge: Die Zone dazwischen Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Politik/Wahrheit/Lüge: Norbert Blüm sagte: Die Rente ist sicher. Helmut Kohl versprach dem Osten blühende Landschaften. Die SPD prangerte die Mehrwertsteuer als Merkel-Steuer an. Daran erinnert zu werden, findet Franz Müntefering unfair. Lüge und Politik gehören zusammen. Aber ist Politik deshalb verlogen? "Wir haben am Morgen, am Abend und in der Nacht gelogen", sagte der Sozialist Ferenc Gyurcsány in Budapest in vertraulicher Sitzung. Ungarische Nationalisten und Hooligans haben mehr...
- Lausitzer Rundschau: Zu Spreewald/Profilierung: Zunehmende Attraktivität Cottbus (ots) - Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Spreewald/Profilierung: Dass der Spreewald bei der Entwicklung der Urlaubs- und Freizeitbranche für die Lausitz und die Elbe-Elster-Region eine zentrale Rolle spielt, ist unbestritten. Er füllt sie zunehmend besser aus, vor allem deshalb, weil er sich vom Kahnfahr- und Gurken-Image löst. Die Wachstumsrate bei Übernachtungen von acht Prozent ist ein Ausdruck dafür, dass die Lagunenlandschaft inzwischen Attraktionen besitzt, die Erholungsuchende aus Brandenburg, Sachsen und anderen mehr...
- Rheinische Post: Reform zerfleddert Düsseldorf (ots) - Von Margarete van Ackeren Die Länderfürsten erproben sich in sozialpolitischem Egoismus, CDU und CSU stempeln Ulla Schmidt zum Sündenbock. Und diese erwählt ihrerseits die Rolle des Unschuldslamms. Was muss man von diesem Schauspiel namens "Gesundheitsreform" halten? Genauso viel wie vom Reformwerk selbst: wenig. Hier wurde zusammengefügt, was nicht zusammen passt, und mit populistischer Soße übergossen. SPD und Union sind so sehr bemüht, im Vergleich zum "Partner" gut abzuschneiden, dass sie nicht merken, wie katastrophal mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|