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Islam ächtet Mädchenverstümmelung / Nehbergs Gelehrten-Konferenz von Kairo endet mit wegweisendem Resultat

Geschrieben am 27-11-2006

Rausdorf (ots) - Zwei Tage lang diskutierten am 22. und 23.
November internationale Gelehrte und Mediziner von höchster Kompetenz
in der Azhar-Universität zu Kairo über das heikle Thema der
Genitalverstümmelung bei Mädchen. Zu den Wissenschaftlern zählten
Autoritäten wie der Großsheikh der Azhar, Prof. Tantawi, der
ägyptische Religionsminister Prof. Zakzouk und Sheikh Qaradawi aus
Qatar. Weitere Teilnehmer kamen aus Europa, Asien und Afrika. Der
Großmufti von Al Azhar, Prof. Ali Goma'a, hatte die Schirmherrschaft
übernommen. Eingeladen hatte Rüdiger Nehbergs
Menschenrechtsorganisation TARGET. Das Resultat: "Weibliche
Genitalverstümmelung ist ein strafbares Verbrechen und verstößt gegen
die höchsten Werte des Islam." Damit werden Milionen Mädchen
geschützt.

Ort und Teilnehmer hätten nicht besser gewählt sein können. Die
Azhar gilt als das "Mekka der Gelehrten". Der Großmufti ist ihre
höchste Instanz für die Erstellung verbindlicher Rechtsgutachten.
Seine Entscheidungen gelten weltweit für Muslime als
richtungsweisend. Bei der zwei Tage währenden Diskussion ging es vor
allem um die Klärung zweier grundsätzlicher Fragen. Gibt es in den
Heiligen Schriften eine verbindliche Aufforderung des Propheten
Mädchen zu verstümmeln? Dazu äußerten sich die Gelehrten. Sie waren
sich bald einig, dass alle diesbezüglichen Überlieferungen als
"schwach", das heißt unglaubwürdig, einzustufen sind, weil sie dem
Koran und der Ethik des Islam widersprechen. Es wurde mit
überraschender Offenheit gesprochen. Imam Tarafa Baghajati aus
Österreich legte das Recht der Frau auf eine erfüllte Sexualität dar.

Schwieriger war die Klärung der Frage, ob wirklich sämtliche
Formen der Verstümmelung weiblicher Genitalien als körperschädigend
eingestuft werden können. Getreu dem Gebot des Koran: "Im
Zweifelsfalle befragt die Fachleute", waren dazu fünf Mediziner
eingeladen, Experten aus Ägypten, Äthiopien und Deutschland. Aus
Berlin sprach Prof. Kentenich vom DRK-Krankenhaus. Auf medizinische
Beurteilungen hatte vor allem Sheikh Qaradawi gesteigerten Wert
gelegt.

Da Männer selten Augenzeuge der Verstümmelungen sind, wird das
Kappen der Klitoris oft als positive "Veredelung" gewertet,
vergleichbar mit der Beschneidung des Mannes. Das dem absolut nicht
so ist, machten die Darlegungen der Mediziner unmissverständlich
klar. Dr. Lukman, Gynäkologe und Chirurg aus Addis Abeba, verglich
die Entfernung der Klitoris mit dem Abtrennen der Eichel des Mannes,
die Pharaonische Verstümmelung gar mit dem Abhacken des gesamten
Penis. Prof. Kentenich zählte die unsäglichen Begleiterscheinungen
auf, die Verstümmelungen nach sich ziehen. Von lebenslangen Schmerzen
und Traumata war die Rede, von Tod durch Verbluten und Schock. Die
ägyptischen Ärzte sprachen von schwerem Raub des weiblichen
Gefühlszentrums, der Seele und der Würde. TARGET zeigte einen
Zwei-Minuten-Film, der das Grauen des Verbrechens akustisch und
optisch unbeschönigt belegt.

Nach zwei Tagen zogen sich die Delegierten zu einer
Klausurberatung zurück. Am 23. November um 16.12 Uhr Ortszeit
verkündete Prof. Muhammad Shama, Vertrauter des Großmuftis, den
Beschluss im Wert eine Fatwa, eines verbindlichen Rechtsgutachtens.
Dies war die zwingende Konsequenz nach den Darlegungen der Experten
und kommt einer theologischen Sensation gleich. Auszüge: "Die
Genitalbeschneidung bei Frauen ist eine ererbte Unsitte... ohne
Grundlage im Koran respektive einer authentischen Überlieferung des
Propheten... Daher müssen die Praktiken unterbunden werden in
Anlehnung an einen der höchsten Werte des Islam, nämlich den Menschen
unbegründet keinen Schaden zufügen zu dürfen... Vielmehr wird dies
als strafbare Aggression gegenüber dem Menschengschlecht erachtet."
Gesetzgeber werden aufgefordert, "diese grausame Unsitte als
Verbrechen zu deklarieren." Sheikh Abkar aus dem Tschad: Das war ein
200 %iger Erfolg. Ich werde dem Brauch in meinem Land den Kampf
ansagen. Dort sind alle Mädchen und Frauen verstümmelt. Sie haben in
mir den stärksten Verbündeten gefunden." Imam Diallo aus Mali
erklärte, dass er sogar seines Amtes als Großmufti enthoben worden
war, als er vor wenigen Jahren wagte, gegen den Brauch anzutreten. Er
musste zwei Wochen lang unter Polizeischutz gestellt werden.

Täglich werden 8000 Mädchen vor allem in den islamisch geprägten
Ländern der Sahelzone verstümmelt. Weltweit sind 150 Millionen Frauen
betroffen.

Originaltext: TARGET Rüdiger Nehberg
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=56543
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_56543.rss2

Pressekontakt:
Weitere Informationen und Fotos: www.target-human-rights.com Rubrik
Medien
Annette Weber: Tel 04154-999940 / Mobil 0172-6215677
BetacamSP Filmmaterial: Thomas Reinecke, Mobil 0173-6088620

Hinweis:
Dienstag: ZDF - 23.15 Uhr sind Rüdiger Nehberg und Annette Weber zu
Gast in der Talkshow Johannes B. Kerner
Zum 23. November 2006: Buch "Karawane der Hoffnung" - mit dem Islam
gegen den Schmerz und das Schweigen. Malik-Verlag


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