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LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Vogelgrippe

Geschrieben am 05-04-2006

Leipzig (ots) - Von Anita Kecke
Es sei gelungen, den oft befürchteten Übertritt des Virus auf die
Nutztiere in Deutschland zu vermeiden, freute sich
Bundesagrarminister Horst Seehofer vor einer Woche. Zu früh. Leider.
Jetzt ist das Befürchtete eingetreten. Angst und Sorgen breiten sich
aus, nicht nur in Sachsen, wo der betroffene große Wermsdorfer
Geflügelzuchtbetrieb den ganzen Bestand keulen muss.
Sachsen braucht die Vogelgrippe ebenso wenig wie das Hochwasser. Das
erfordert nun paralleles Katastrophenmanagement an zwei Fronten. Im
Fall der Vogelseuche haben die sächsischen Behörden schnell reagiert
und schon vorgestern Abend, allein beim Verdacht,
Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Gestern, als die Bestätigung kam,
lief sofort das volle Programm: mit der unvermeidlichen Massentötung,
der Einrichtung eines Sperrbezirks und einer Beobachtungszone. Jetzt
kommt es darauf an, den Infektionsweg herauszufinden, um weitere
Fälle zu verhindern. Sollte sich die teilweise Aufhebung der
Stallpflicht und der dadurch mögliche Kontakt zu Wildvögeln als
Ursache erweisen, wäre das eine folgenschwere Lockerung gewesen.
H5N1, dieser sperrige Begriff für das Vogelgrippevirus, drängt sich
immer mehr ins Bewusstsein - mit all den wirtschaftlichen und
gesundheitlichen Folgen. Schon jetzt klagt die deutsche
Geflügelbranche über gewaltige Umsatzeinbußen wegen sinkender
Nachfrage. Die Infektion auf dem sächsischen Geflügelhof dürfte
diesen Zustand noch verschärfen und auch das bevorstehende
Ostergeschäft in Mitleidenschaft ziehen. Dabei besteht zum Verzicht
kein Grund, weil Verbraucherschützer versichern, dass H5N1 weder hart
gekochte Eier noch durchgebratene Putensteaks überlebt.
Panik ist jetzt genauso fehl am Platz wie Sorglosigkeit. Bei aller
Erleichterung über die raschen Eindämmungsversuche in Sachsen oder
das aufgelegte Bundes-Forschungs-Progamm zur Vogelgrippe darf nicht
vergessen werden: H5N1 ist kein rein nationales Problem. Die Seuche
gelangte über Wildvögel von Asien nach Afrika und Europa. In Afrika
fehlen meist die Mittel für ein generalstabsmäßiges Bekämpfen der
Infektion. Und H5N1 ist auch für den Menschen gefährlich. Weltweit
wurde das Virus bei mehr als 180 Personen nachgewiesen, über 100
starben daran. Zum Glück gab es noch keine einzige Übertragung von
Mensch zu Mensch - die Infektion erfolgte durch Kontakt mit
infizierten Vögeln. Da aber nun in Deutschland auch Hausgeflügel
erkrankt ist, erhöht sich die Gefahr. Ein Impfstoffprototyp für
Menschen wird derzeit erst einmal getestet.
Umso wichtiger ist es daher, national nicht nachzulassen bei der
Bekämpfung der Vogelgrippe und international zu kooperieren. In der
EU sollten einheitliche Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen
Standard sein.
Aber immerhin: Die Versicherungsbranche hat schon einmal ausrechnen
lassen, dass sie eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie beim Menschen
finanziell überleben könnte. 400 000 Tote in Europa und weitere 209
000 in den USA, Ansprüche von insgesamt etwa 44 Milliarden Euro. Das
wäre zu schultern - ist aber nur ein zynischer Trost.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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