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Südwest Presse: Kommentar zum Thema Ehrenmord

Geschrieben am 28-08-2007

Ulm (ots) - Der Fall der kaltblütig ermordeten Hatun Sürücü
beschäftigt erneut die deutsche Justiz. Das nährt Hoffnung, dass ein
Verbrechen im Namen der Ehre bald auch in Deutschland als das
betrachtet wird, was es ist: ein wohl durchdachter Mord, der mit
Billigung vieler beschlossen wird, dessen Ausführung meist mehrere
Familienmitglieder organisieren, und der von einem Einzelnen - meist
dem jüngsten Spross einer Sippe - ausgeführt werden muss.
Das deutsche Strafrecht ist auf solch eine Form des organisierten
Verbrechens noch nicht eingestellt. Es geht von individueller Schuld
aus und umfasst damit die Tragweite der Morde im Namen der Ehre
nicht.
Doch Hatun Sürücü hat - in der Logik der Familie - nicht die Ehre des
jüngsten Bruders verletzt, sondern die des Clans, als sie sich für
eine westliche Lebensform entschied. Dieser verlangte nach blutiger
Vergeltung, nicht allein der Bruder. Es wird Zeit, dass sich die
Justiz dem Wesen dieser Verbrechen annähert und die juristisch sicher
schwer zu fassende Verantwortung der Familie benennt - und ahndet.
Das schreckt Clans in Zukunft möglicherweise ab, ihrem
Moralverständnis mit Blut Geltung zu verschaffen. Und es nimmt Druck
von potenziellen jugendlichen Tätern, die zu Mördern werden, weil die
Sippe es so beschlossen hat, und die Gesellschaft über diesen
Zusammenhang allzu bereitwillig hinwegsehen will.

Originaltext: Südwest Presse
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Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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