WAZ: Japan als Vorbild. Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 29-12-2011 |
Essen (ots) - Was die stärkste moralische Leistung des ablaufenden
Jahres war? Das mag jeder für sich beantworten, für mich ist es klar:
Es war die Haltung, die die Japaner nach innen wie außen eingenommen
haben, nachdem sie von dem Tsunami und dem Atomkraftwerk-GAU
heimgesucht worden waren. Die ganze Welt hat darüber gestaunt,
natürlich auch wir in Deutschland. Wir haben zur selben Zeit,
anlässlich eines sehr modernen und sehr ökologischen Bahnprojekts,
das Phänomen des Wutbürgers diskutiert. Der wurde uns sozusagen
geschenkt vom Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit als der groteske Spießer,
der seinen Blick verengt ausschließlich auf seine eigenen Belange und
Befindlichkeiten und sich das Recht anmaßt, seine Empörung
selbstverständlich in die Öffentlichkeit zu tragen; der sich also als
gleichberechtigt wähnt mit der Staatsgewalt, obwohl die doch alle
repräsentiert. Einer, dem das Gemeinwohl völlig schnuppe ist. Der
japanische Stoizismus, diese Haltung, gefasst zu ertragen, was sich
ohnehin nicht ändern lässt, ist uns Deutschen fremd. Japaner tragen
die Seele nicht nach außen, sondern nach innen. Nach außen hin wahren
sie ihr Gesicht. Der GAU war ein Versagen von Menschen und
Spitzentechnologie gleichermaßen und weder das eine noch das andere
kommt in der japanischen Verfasstheit vor. Und wenn es doch passiert,
führt das in Japan nicht zu Wut, sondern zu Scham. Und dann bauen sie
wieder auf, wie schon nach dem anderen Atom-Trauma, dem von Hiroshima
und Nagasaki. Wir Deutschen haben auch eine Zeit gehabt, in der wir,
ähnlich gestimmt wie heute Japaner, wieder aufgebaut haben.
Irgendwann müssen in Deutschland andere Befindlichkeiten dazu
gekommen sein. Das heißt nicht, dass die alte Tugend verschwunden
wäre. Schließlich sind wir im Maschinenbau ja immer noch
Weltmarktführer und die ganze Welt kauft diese so typisch deutschen
Güter bei uns ein. Es gäbe auch anderen Anlass, stolz zu sein. Kein
Land steht in der Finanzkrise so scheinbar unerschütterlich da wie
Deutschland. Es handelt sich um eine Stärke, die wir uns selbst
erarbeitet haben. In europäischen Ländern wird das anerkannt, wenn
auch nicht lauthals gewürdigt, Deutsche sind kleiner leichter zu
ertragen. Fazit: Wir hier könnten durchaus gelassener sein.
Souveräner. Und auch dies: demütiger. In diesem Sinne haben die
Japaner ein beeindruckendes Beispiel gegeben.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de
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