Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Mandela
Geschrieben am 06-12-2013 |
Stuttgart (ots) - In den kommenden Tagen wird jeder, der etwas auf
sich hält, mit Lobgesängen auf den verstorbenen Riesen aufwarten - in
der Hoffnung, dass auch etwas vom Glanz des Gelobten auf den Lobenden
abstrahlt. Am Kap der Guten Hoffnung selbst werden die Lobeshymnen
besonders schrill ausfallen. Noch einmal wird sich der regierende
Afrikanische Nationalkongress im Licht seines einstigen Präsidenten
sonnen - und auf diese Weise den trostlosen Zustand zu übertünchen
suchen, in dem sich die 101 Jahre alte Organisation befindet.
Von Nelson Mandelas Geist wird die von Kleingeistigkeit,
Korruption und inneren Kämpfen gebeutelte Partei derzeit so wenig
beseelt wie Madibas verstorbener Körper: Der Traum von der
Regenbogennation ist im Begriff, der Wirklichkeit eines von
raffgierigen intellektuellen Zwergen bedrohten Staates zu weichen.
Sich auf die Qualitäten ihres einstigen Präsidenten, auf seine Würde,
seine Standfestigkeit und seine tiefe Menschlichkeit
zurückzubesinnen, wäre das schönste Geschenk, das die Südafrikaner
dem größten ihrer Söhne zu dessen Abschied machen könnten. Was in
gleicher Weise auch für den Rest der Menschheit gilt.
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Stuttgarter Zeitung
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