Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu USA/Trump: Jetzt kommt Trump von Manfred Sauerer
Geschrieben am 30-12-2016 |
Regensburg (ots) - Alles hängt mit allem zusammen. Platon, der
griechische Philosoph, hat uns das zwar ein wenig anders erklärt,
aber irgendwie trifft das auch auf die internationale Politik zu.
Zwischen Anschlägen in Ansbach oder Würzburg im Jahr 2016 etwa und
der fatalen Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens unter den
Eroberern Großbritannien und Frankreich vor 100 Jahren im Zuge des 1.
Weltkriegs lässt sich durchaus eine Kausalkette bilden, also eine
Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Irgendwann im 20. Jahrhundert
rückten die Vereinigten Staaten von Amerika in den Mittelpunkt dieses
nervösen Geo-Systems, vor allem nach der Gründung des Staates Israel
1948 und dem daraus entstandenen Konflikt mit den Palästinensern. Die
USA vertraten und vertreten natürlich vor allem eigene Interessen,
aber die freundschaftlichen Beziehungen zu Israel spielen dabei immer
eine besondere Rolle. Dass die Amerikaner kürzlich eine Resolution
des UN-Sicherheitsrates gegen Israels Siedlungspolitik passieren
ließen und deren scheidender Außenminister John Kerry in seiner
letzten großen Rede die Israelis scharf kritisierte, ließ aufhorchen.
Eine Zeitenwende ist es nicht. Denn die USA sind jetzt Donald Trumps
Amerika. In drei Wochen wird er in sein Amt eingeführt. Und der
designierte Präsident hat schon wissen lassen, dass er Kerrys
favorisierte Zwei-Staaten-Lösung rund um Jerusalem nicht verfolgen
wird. Das erinnert uns an die Frage, die wir uns schon nach der Wahl
Anfang November gestellt haben: Was ist zu erwarten vom Präsidenten
Trump? Nicht viel Gutes, hat man seine Sprüche und seine Personalien
vor Augen. Im Nahen und Mittleren Osten, dort, wo sich im
Nachkriegs-Irak und im Bürgerkriegs-Syrien der terroristische
Islamische Staat ansiedeln konnte, wird das Trump-Amerika keine
ordnende Rolle spielen können. Russlands Präsident Putin schert sich
jüngst wenig um die Meinung Washingtons, als es galt, Syriens
Machthaber Assad im Bürgerkrieg entscheidend zu helfen. Dem Iran als
Schutzmacht des schiitischen Islam kommt die Entwicklung in Syrien
gerade recht, denn Assad ist für die Mullahs der Garant für eine
Schwächung des IS, der eine radikale Interpretation des sunnitischen
Islam propagiert. Schutzmacht der Sunniten wiederum ist
Saudi-Arabien, dem unterstellt wird, den IS zu unterstützen.
Gleichzeitig pflegen die Scheichs beste Beziehungen zu den
Amerikanern, die am Golf einen strategischen Partner brauchen. Und
die Saudis haben Öl, viel Öl. Das hätte auch der Iran, aber der hat
auch ein Atomprogramm und war daher bis vor einem Jahr von den USA
und der EU mit Wirtschaftssanktionen belegt worden. Die sind
inzwischen aufgehoben. Aber wie werden Präsident Trump und seine mit
Ex-Generälen und reichen alten Männern besetzte Mannschaft dieses
diplomatische Dickicht durchqueren? Halten sie sich an den Deal mit
Teheran? Dem Iran ist Israel ein Dorn im Auge, die Saudis hingegen
pflegen eine pro-israelische Haltung, immer mit dem Vorsatz, dem
Todfeind Iran nur ja keine Vorteile im Kampf um die
Nahost-Vorherrschaft zu überlassen. In der Ära Trump wird im Nahen
Osten nur die Instabilität stabil bleiben. Sogar Europa könnte in
eine ähnliche Situation schlittern, wenn der baldige US-Präsident mit
Putin einen Interessens-Deal nach bester Manager-Manier macht:
Zusammen eine Phalanx gegen China aufbauen, dafür darf Russland
seinen Appetit in Osteuropa stillen. Die Ostukraine ist der Anfang.
Und die baltischen Staaten sind längst alarmiert, nicht zuletzt, seit
Trump fallen ließ, dass die Amis innerhalb der Nato Schutz nur gegen
Bezahlung garantieren würden. Das von erfolgreichen
(Rechts-)Populisten destabilisierte Europa droht zu bröckeln. Alles
hängt mit allem zusammen. Trump wird das egal sein. Vorerst.
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