Allg. Zeitung Mainz: An Statur gewonnen (zur CDU)
Geschrieben am 03-12-2007 |
Mainz (ots) - Parteitage sind wie großes Kino: Geschichten aus dem Leben, durchaus aufwühlend, wenn möglich mit Happy End. Aber die ganze Wirklichkeit ist meistens doch ein bisschen anders. In diesem Licht besehen ist der rhetorische Parforceritt der Kanzlerin gegen den demokratischen Sozialismus der SPD zwar durchaus beachtlich und gewiss ein Beitrag zur Stärkung des Wir-Gefühls in der CDU. Abgrenzung zwischen Union und SPD? Es könnte nach 2009 ganz anders kommen, und die Parteien wissen das auch. Rein mathematisch ist durchaus eine Lage wahrscheinlich, die eine Große Koalition erneut unausweichlich macht. Politische Gegensätze, die unüberbrückbar wären und dem entgegenstünden, sind nach den Parteitagen der SPD in Hamburg und nun der CDU in Hannover nicht ersichtlich. Links, Mitte, rechts? Das sind in weitem Maße doch nur noch Etiketten. Was zählt, sind die Inhalte. Und bei denen geht es darum, den Menschen den bestmöglichen Rahmen zu verschaffen, ihr Leben zu meistern. Und wenn man denn die alten Schemata unbedingt aufrecht erhalten will: Ist dann nicht auch die CDU nach links gerückt? Was anderes bedeutet die neue Familienpolitik der CDU, der Ausbau der Kleinkinderbetreuung ¬ auch wenn mit dem Betreuungsgeld bewusst ein konservatives Element bekräftigt wurde? Neu entdeckt hat die CDU auch das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft: wer Hilfe braucht, soll Hilfe bekommen. Kein Vergleich zum Leipziger Parteitag 2003, bei dem es schien, als sei das Soziale nur ein lästiger Kostgänger. Merkel hat gelernt, und sie erteilt ihrer Partei Lektionen, wo immer nötig. Auch darin gewinnt sie zunehmend Statur.
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