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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Bundeswehr-Prozess

Geschrieben am 12-03-2008

Leipzig (ots) - Wer als Rekrut zur Bundeswehr kommt, weiß, dass er
da nicht zum Kaffeekränzchen gebeten wird, sondern eine harte
Ausbildung durchläuft. Aber das, was vor vier Jahren in der
Coesfelder Kaserne passierte, war kein Highlight der Ausbildung, wie
es einige Beteiligte heute noch verklären, sondern ein absoluter
Tiefpunkt. Der Soldat gibt seine Menschenwürde nicht in der
Kleiderkammer ab, wenn er die Uniform anzieht. Und es verstößt gegen
die Würde des Menschen, wenn Rekruten mit Stromstößen und Schlägen
gequält werden. Bei den ehemaligen Ausbildern, die das befohlen
haben, steht die menschliche und berufliche Eignung in Frage. Und die
Vorgesetzten haben schlicht in ihrer Dienstaufsicht versagt.

Vier Jahre nach den beschämenden Ereignissen hat das Landgericht
Münster nun die letzten Urteile im bisher größten Strafprozess gegen
Bundeswehrangehörige gesprochen. Mit Bewährungs- und Geldstrafen sind
die früheren Ausbilder zwar noch recht glimpflich davon gekommen.
Aber der Rechtsstaat hat mit der Verurteilung deutlich gemacht, dass
Rekrutenmisshandlung kein Kavaliersdelikt ist und die Bundeswehr kein
rechtsfreier Raum.

Doch mit der strafrechtlichen Aufarbeitung kann der Fall nicht zu
den Akten gelegt werden. Entscheidend sind die Konsequenzen innerhalb
der Bundeswehr. Eine Armee, die in Auslandseinsätzen Demokratie und
Menschenrechte verteidigt, muss das in ihrem Inneren auch vorleben.
Es geht nicht darum, die Ausbildung zu verweichlichen, gerade die
Auslandseinsätze erfordern eine ordentliche und harte Vorbereitung,
aber bitte unter Einhaltung der verfassungsrechtlich geschützten
Menschenwürde.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/2181 1558


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