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Berliner Morgenpost: Das Ende einer politischen Illusion - Kommentar

Geschrieben am 03-03-2009

Berlin (ots) - Es war eine gute Entscheidung des österreichischen
Richters Thomas Priebsch, wenigstens dieses, das juristische Kapitel
des Falles Dieter Althaus zügig zu beenden. Der thüringische
Ministerpräsident hat sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht.
Es gab für das Gericht offenbar keinen Zweifel an dieser Tatsache, an
dieser Lesart des tragischen Skiunfalls, der Dieter Althaus Zeit
seines Lebens belasten wird, viel mehr als jede Geldstrafe, auch als
der Verlust eines politischen Amtes.
Es ist aller Ehren wert, dass die Thüringer CDU sich mit ihrem Urteil
deutlich schwerer getan hat in den vergangenen Wochen. Dass sie sich
gewunden hat, dass sie jede Hoffnung gerne genährt hat, dass sie sich
nicht wollte treiben lassen zu voreiligem Handeln, zu
Respektlosigkeit. Die Hochachtung vor der Leistung, vor der Person
des Ministerpräsidenten hat diese nach außen zuweilen hilflos,
zuweilen peinlich betreten wirkende Zögerlichkeit nahe gelegt,
vielleicht auch erzwungen.
Jetzt aber, soweit man eine so menschliche Tragödie aus der Distanz
auch nur annähernd beurteilen kann, ist der Zeitpunkt gekommen, diese
Zurückhaltung abzulegen. Man tut Dieter Althaus ja keinen Gefallen,
ihn weiterhin als potenziellen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl
im Sommer zu behandeln. Ein wegen fahrlässiger Tötung verurteilter,
gesundheitlich angeschlagener Ministerpräsident, dessen Wiederwahl am
Ende noch denunzierbar wäre als Mitleidswahl - eine Vorstellung, die
nicht passt zu einem Mann, zu einem überaus selbstbewussten
Vollblutpolitiker, der ja nicht nur politisch ein Kraftpaket war.
Dieter Althaus war bis gestern, also zwei Monate nach dem Skiunfall,
nicht dazu in der Lage, auszusagen in eigener Sache. Er erinnert sich
nicht mehr an den Neujahrstag 2009. Und er wird auch in gut einer
Woche bei der Landesdelegiertenkonferenz seiner Partei nicht sprechen
können, selbst eine als einigermaßen kraftvolles Lebenszeichen
geplante Videoaufzeichnung wurde wieder verworfen. Althaus wird nach
wie vor abgeschirmt von der Außenwelt. Seine Ärzte, die ja öffentlich
gar nicht anders können, sprechen von möglicher Genesung. Sein Bruder
weist deutlich darauf hin, dass es lange dauern werde bis der
Ministerpräsident wieder der sein werde, der er einmal war. Eine
Einschätzung, die realitätsnäher klingt als viele andere, vielleicht
auch nur: menschlicher, und nicht von politischer Taktik geprägt.
Bei aller gebotenen Zurückhaltung also: Es fällt sehr, sehr schwer,
sich Dieter Althaus - sagen wir im Juli - vorzustellen auf einer
Wahlkampfveranstaltung seiner Partei, kämpferisch, rhetorisch und
mental voll auf der Höhe der Zeit. Um dann, nach der Wahl und als
wäre nichts gewesen, sein Land durch nicht eben leichte Zeiten zu
führen. Nein, die Union tut Dieter Althaus keinen Gefallen, diese
Illusion zu nähren. Sie sollte jetzt die bittere Entscheidung
treffen, die ihr Ministerpräsident, wäre er im Vollbesitz seiner
Kräfte, vermutlich selbst treffen würde.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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